Der Dom wird ausgepackt

von Redaktion

VON LISA-MARIE BIRNBECK

München – Kaum jemand geht über den Frauenplatz, ohne einen verstohlenen Blick nach oben zu werfen: hinauf zu den Domtürmen, die scheinbar himmelhoch über die Dächer der Stadt ragen. Aber einen Wermutstropfen gab es in den letzten Jahren, denn irgendein Teil des „Doms zu Unserer Lieben Frau“ war stets mit Gerüsten verhüllt – bis jetzt. Gestern hat der Abbau begonnen und in knapp zwei Wochen soll die Kathedrale komplett „ausgepackt“ sein. Zum ersten Mal seit 2009.

„Für mich wird der erste Blick auf den Dom ohne Gerüst etwas ganz Besonderes sein“, sagt Peter Veth, Baukoordinator am Dom. Seit 44 Jahren ist der 57-Jährige der Münchner Frauenkirche eng verbunden. Erst als Domministrant, seit 20 Jahren als Mitglied des Pfarrgemeinderats. Seit 13 Jahren ist er nun für die Koordination der Baumaßnahmen zuständig. Er kannte also jedes Gerüst: „Endlich beide Türme ohne zu sehen – das ist schon ziemlich einmalig.“

Die oberste Gerüstlage ist bereits abgebaut, Münchens „liebe Frau“ reckt auch den südlichen Turmkopf mit der berühmten Welschen Haube über die Stahlkonstruktion. Läuft alles nach Plan, dann soll in einer Woche das Gerüst am Südturm verschwunden sein. Bis zum 1. September wollen die Arbeiter dann auch die letzten Reste der Baustelle räumen.

Der Dom und das Gerüst – sie gehörten in den letzten elf Jahren zusammen. Peter Verth war der Anblick so vertraut, dass er bei Filmaufnahmen aus München an der Stahlkonstruktion erkennen konnte, wann die Aufnahmen entstanden sind.

In den elf Jahren wurde so einiges am Münchner Dom gearbeitet. Die alte Fassade wurde saniert, das Mauerwerk war in Teilen feucht und musste repariert werden, Steine wurden ersetzt. Ganz schön knifflig, immerhin mussten diese so hergestellt werden wie ihre Pendants aus dem Mittelalter, die Wind und Wetter trotzen.

Die Arbeiten sind nun vollbracht, und ab Anfang September soll auch das Hauptportal wieder offen sein. Bisher ragt nur die Spitze der majestätischen Holztür über den Bauzaun, bald lädt sie wieder Besucher in ihre heiligen Hallen ein. Ein weiteres Schmankerl: Der Südturm soll wieder für Besucher geöffnet werden – sobald die Corona-Maßnahmen das erlauben.

Wer jetzt Sorge hat, dass der Anblick nur ein kurzes Vergnügen sein könnte, kann beruhigt durchatmen: Zunächst einmal ist kein neues Gerüst geplant. „Natürlich fallen bei so einem Bau immer wieder Arbeiten an“, sagt Veth. „Aber die Türme bleiben in den nächsten Jahren ohne Gerüst – endlich!“

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