Gedenkflug: Israelische Militärjets über Fursty

von Redaktion

VON DIRK WALTER UND STEFANIE ZIPFER

Fürstenfeldbruck/Dachau – Die Stippvisite wird kurz, aber wahrscheinlich laut: Gegen 10 Uhr werden Militärjets aus Israel zusammen mit Maschinen der Bundeswehr heute Fürstenfeldbruck überfliegen. Die Flugzeuge starten am Vormittag vom Fliegerhorst Nörvenich in Nordrhein-Westfalen Richtung Bayern – im Rahmen einer zweiwöchigen gemeinsamen Militärübung der deutschen und israelischen Luftwaffe. Bis zum 28. August sind die Israelis mit sechs F16-Maschinen, zwei militärischen Boeing 707 zur Betankung sowie zwei Passagiermaschinen in Deutschland. In der ersten Woche geht es bei der Übung „Blue-Wings-2020“ um eine rein deutsch-israelische Kooperation, in der zweiten Woche werden die Israelis in eine Nato-Übung mit Ungarn eingebunden.

Manche Fürstenfeldbrucker werden sich vielleicht wundern, schließlich ist der Fliegerhorst – in Fliegerkreisen noch als Fursty in Erinnerung – seit Jahren stillgelegt. Doch die Flugzeuge werden auch gar nicht landen, sondern nur drüberfliegen, wie ein Sprecher der Luftwaffe unserer Zeitung erläutert. Angeführt wird die Formation von einer Passagiermaschine. Dahinter werden israelische F16-Jets und deutsche Eurofighter in Keilformation fliegen.

Der Flug über Fürstenfeldbruck fällt etwas aus der Reihe – er hat Gedenkcharakter. Die Israelis verstehen den Formationsflug als Gedenkakt zur Erinnerung an das Attentat bei den Olympischen Spielen 1972. Auf dem Fliegerhorstgelände waren am 5./6. September neun der insgesamt elf ermordeten israelischen Geiseln gestorben, ferner ein deutscher Polizist sowie fünf Geiselnehmer. Nach Fürstenfeldbruck steuern die Flugzeuge dann noch die KZ-Gedenkstätte Dachau an, an der sie seitlich vorbeifliegen werden, ehe sie dann nach Nörvenich zurückkehren. „Nach dem Menschheitsverbrechen der Shoa ist es ein bewegendes Zeichen unserer heutigen Freundschaft, dass wir erstmals in unserer Geschichte Seite an Seite mit der israelischen Luftwaffe fliegen“, erklärte Generalleutnant Ingo Gerhartz.

Unten am Boden ist in Fürstenfeldbruck nichts geplant, obwohl es dort ein Denkmal zur Erinnerung an das Olympia-Attentat gibt. Wohl aber werden gegen 16 Uhr Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) zusammen mit dem israelischen Botschafter Jeremy Issacharoff die KZ-Gedenkstätte Dachau besuchen.

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