KZ-Überlebender Solly Ganor gestorben

von Redaktion

München/Tel Aviv – Einer der letzten Überlebenden der Konzentrationslager Dachau/Landsberg ist tot: Solly Ganor, einer breiteren Öffentlichkeit in Bayern durch zahlreiche Zeitzeugen-Gespräche bekannt, starb vor wenigen Tagen im Alter von 93 Jahren in der Nähe von Tel Aviv in Israel, wie die Stiftung Bayerische Gedenkstätten mitteilte.

Ganor wurde 1928 im litauischen Kaunas geboren. Als jüdischer Jugendlicher überstand er nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Litauen ab 1941 zunächst NS-Greueltaten im jüdischen Ghetto von Kaunas, ehe er 1944 von den Nationalsozialisten verschleppt wurde. Zunächst war er im KZ Stutthof bei Danzig, von dort aus wurde er als 16-Jähriger in die Kauferinger KZ-Außenlager deportiert, wo er zu Bauarbeiten unter mörderischen Bedingungen gezwungen wurde.

Ganor überlebte mit viel Glück den Dachauer Todesmarsch und wanderte 1945 nach Israel aus. Er wurde Kapitän der Handelsmarine, heiratete und baute sich erfolgreich ein neues Leben auf.

Erst in den 1980er-Jahren, als in Oberbayern die Erinnerung an den Todesmarsch wach wurde, begann auch Ganor, über sein Überleben im Angesicht des NS-Terrors zu reden. Er schrieb auf Englisch ein Buch, das später unter dem Titel „Das andere Leben. Kindheit im Holocaust“ auszugsweise auf Deutsch erschien.

Bis vor wenigen Jahren weilte er regelmäßig in Bayern, um über die Gefahren von Rechtsextremismus aufzuklären. „Seine Schulbesuche waren tief beeindruckend“, würdigte der Leiter der Gedenkstätten-Stiftung, Karl Freller, den Verstorbenen. „Er bewegte die Herzen der jungen Menschen.“  dw

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