München – An Bayerns Kitas gibt es viel zu wenige Erzieher. Zu diesem Ergebnis kommt die neuste Studie der Bertelsmann-Stiftung, die gestern veröffentlicht wurde. Demnach stand zum Stichtag 1. März 2019 für zwei Drittel der Kinder in den amtlich erfassten Kita-Gruppen nicht genügend Fachpersonal zur Verfügung. Der Personalschlüssel für rund 237 000 Kita-Kinder war „nicht kindgerecht“, teilte die Stiftung mit.
Rechnerisch kamen in Bayern 2019 in Krippengruppen durchschnittlich 3,7 Kinder auf eine Fachkraft. In Kindergartengruppen waren es 8,3 Kinder. Nach Empfehlungen der Stiftung sollten in Krippengruppen rechnerisch 3,0 Kinder auf eine Fachkraft kommen und in Kindergartengruppen 7,5.
Ein weiterer Kritikpunkt sind die Gruppengrößen und das Qualifikationsniveau des pädagogischen Personals. Von allen amtlich erfassten Kita-Gruppen sind in Bayern 65 Prozent zu groß (bundesweit: 54,1 Prozent). Wie auch in anderen Bundesländern sind die ab Dreijährigen häufiger von ungünstigen Gruppengrößen betroffen (89 Prozent) als die unter Dreijährigen (38 Prozent). Die Qualifikation des Kita-Personals ist im Vergleich zu anderen Bundesländern auf einem sehr niedrigen Niveau: Von den gut 91 600 pädagogisch arbeitenden Mitarbeitern (ohne Horte) seien nur 49 Prozent als Erzieher ausgebildet.
Bayerns Familienministerin Carolina Trautner (CSU) kritisiert die Studie. Sie verkenne das hohe Engagement der Beschäftigten in den Kindertageseinrichtungen, sagte sie. Der Freistaat habe die Kindertagesbetreuung gestärkt und die Qualität der frühkindlichen Bildung verbessert, etwa indem er die Zahl der Fachkräfte seit 2006 auf mehr als 52 600 verdoppelt habe. Doris Rauscher, die sozialpolitische Sprecherin der SPD, sagte hingegen, diese Anstrengungen der letzten Jahre seien eher eine Pflicht als eine Kür gewesen. „Die Ergebnisse attestierten einen hohen Nachholbedarf“, betonte sie. lby/mm