München/Freilassing – Gestern haben sich Bund und Länder auf ein Mindestbußgeld in Höhe von 50 Euro für Maskenverweigerer geeinigt. In Bayern bleibt es sogar bei den 250 Euro, die die Bayerische Staatsregierung beschlossen hatte. Exakt diese Summe müssen nun 32 Passagiere eines bosnischen Fernbusses zahlen, der am Mittwochabend bei Freilassing (Kreis Berchtesgadener Land) kontrolliert wurde. „Zum Entsetzen der eingesetzten Beamten“, so der stellvertretende Dienststellenleiter der Polizei Freilassing, Thomas Dangl, trug keiner der Insassen eine Maske.
Der Bus kam aus dem Balkan, genauere Angaben machte die Polizei nicht. Alle Passagiere, die aus Bosnien, Kroatien und Deutschland stammten, wurden angezeigt – das macht insgesamt 8000 Euro für die Staatskasse.
Dies mag ein Extremfall sein, doch Nachlässigkeit bei Busreisen ist durchaus ein Thema. Der Münchner Simon Holzwarth berichtet über eine Busfahrt mit Flixbus am 23. August von Rovinj in Kroatien nach München. „Die Mehrheit der Leute hat sich nicht an die Maskenpflicht gehalten – nicht einmal die Fahrer“, berichtet er. Zweimal musste der 25-jährige Organist auf seiner Busreise umsteigen, zuletzt kurz nach Zagreb, als es hieß, der Bus sei zu voll. „Auch im dritten Bus trugen viele keine Maske. Als ich sie darauf hingewiesen habe, wurde ich nur angemault oder belächelt.“ Mit dem Fall konfrontiert, erklärt das Unternehmen Flixbus, Masken bei den Fahrern seien in Deutschland nicht Vorschrift. Für Passagiere hingegen schon, „wir weisen unsere Fahrgäste bereits beim Ticketkauf darauf hin“.
Auch in den Zügen gibt es Maskenverweigerer. „Wir haben jeden Tag Übergriffe. Wir wollen die Kollegen nicht ans Messer liefern“, sagte der Vize-Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Klaus-Dieter Hommel. Aus Sicht der EVG kann diese hoheitliche Aufgabe allein die Bundespolizei wahrnehmen.
Über einen besonders schwierigen Fall berichtete die Bundespolizei in München erst gestern: In einem Meridian auf der Fahrt von Rosenheim nach München fiel Mittwochfrüh kurz vor 1 Uhr ein 50-jähriger Österreicher auf, der seine Mund-Nasen-Maske laut Polizeibericht „durchgehend unterhalb der Nase“ trug. Mehrfache Hinweise des Zugpersonals ignorierte der in Tutzing (Kreis Starnberg) wohnende Mann beharrlich. Da er außerdem alkoholisiert war, alarmierte ein Schaffner schließlich die Bundespolizei. „Das ist der Normalfall“, erläutert ein Sprecher der Bayerischen Regiobahn, zu der der Meridian gehört. Das Zugpersonal dürfe die Maskenpflicht nicht im Alleingang durchsetzen, sondern müsse die Bundespolizei holen. Das Problem: Der Zug muss dafür im nächsten Bahnhof stoppen, Verspätungen sind die Folge. In diesem Fall hatten die anderen Fahrgäste allerdings Glück, da die Polizei erst im Endbahnhof München eingriff. Der renitente Passagier musste schließlich gefesselt werden, er wurde wegen Bedrohung und versuchter Körperverletzung angezeigt.
Sicher ein Extremfall, der bei der Deutschen Bahn in Bayern so noch nicht vorgekommen ist, wie ein Sprecher sagt. „In den allermeisten Fällen reicht bei Kontrollen schon ein kleiner Hinweis, dass die Maske nicht richtig sitzt“, sagt der Bahnsprecher. Eskalationen seien dann zu befürchten, wenn Passagiere alkoholisiert sind.
Das Bayerische Innenministerium hat angekündigt, regelmäßig Polizei in Züge und Busse zu schicken. Bei einer ersten bayernweiten Kontrollaktion Mitte August gab es 262 Verstöße, die angezeigt wurden, und 3000 geringfügige Übertretungen, bei denen mündliche Ermahnungen ausreichten.