München/Freising – Es ist ein Mammutprojekt: Auf 11,5 Kilometern Länge zwischen dem Autobahndreieck München-Feldmoching und dem Autobahnkreuz Neufahrn soll die A 92 ausgebaut werden. 300 Millionen Euro kostet das laut Autobahndirektion Südbayern, die das Projekt weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit weit vorangetrieben hat. Im kommenden Jahr erwartet die Behörde den Planfeststellungsbeschluss, womit Baurecht vorliegen würde. 2022 soll Baubeginn sein. Sieben Jahre lang wird es dauern, die Autobahn auf drei Spuren inklusive Standstreifen und einer Fahrbahnbreite von je 14,5 Metern (heute 11 Meter) zu verbreitern.
Doch dagegen regt sich Widerstand: Claudia Köhler und Markus Büchler, zwei Landtagsabgeordnete der Grünen, haben Einspruch eingelegt. „Durch die Corona-Pandemie sind Erhebungen zum Verkehrsaufkommen nicht mehr aktuell und die Planungen somit überholt“, argumentieren sie. Die stärkere Tendenz zum Homeoffice, der prognostizierte Stellenabbau beim Flughafen München und das generell reduzierte Fluggastaufkommen lasse den Pendler- und Zubringerverkehr schrumpfen. Zudem gebe es eine neue Lage bei der Stadt München: Erklärtes Ziel der neuen Rathauskoalition sei es, Fahrbahnflächen zugunsten von Fuß- und Radwegen zurückzudrängen.
Ein so reduziertes Straßennetz sei aber nicht in der Lage, zusätzlichen Verkehr aufzunehmen, der durch den Ausbau der A 92 folgen werde.
Die Annahmen der Grünen freilich will die Autobahnbehörde so nicht stehen lassen. Nach der Straßenverkehrszählung aus dem Jahr 2015 fuhren auf der A 92 im Ausbauabschnitt werkstags rund 66 000 Fahrzeuge täglich. Laut Prognose für das Jahr 2030 soll die Verkehrsbelastung um fast ein Drittel zunehmen – auf 94 000 Fahrzeuge. Das liege unter anderem am Ausbau der Zubringerstraßen, etwa der (geplanten) Verbreiterung der B 471 zwischen Oberschleißheim und Dachau oder der (geplanten) Verlängerung der Schleißheimer Straße mit Anschluss an die A 99.
Dass durch die Corona-Krise der Verkehr abgenommen hat, wie die Grünen sagen, bestreitet die Sprecherin der Autobahndirektion, Katharina Holzapfel: Der Verkehr sei „bereits wieder auf dem Stand von vor der Corona-Pandemie“. Zum Teil sei die Verkehrsbelastung auf den klassischen Pendlerstrecken (wie auch die A 92 eine sei) sogar schon höher als vor Beginn der Pandemie – denn viele ängstliche Pendler fahren derzeit nicht so gern Bahn, sondern ziehen das eigene Auto vor.
Die Behörde will das Projekt jetzt in Etappen vorantreiben. Zunächst müssen die Einwendungen gegen die sogenannte 2. Tektur von der Regierung von Oberbayern behandelt werden. Bei dieser optimierten Planung waren beispielsweise Geh- und Radwege auf Brücken gegenüber der Ursprungsplanung verbreitert worden. Die Autobahndirektion erwartet nicht, dass es jetzt noch aufgrund der Einwendungen neuerlichen Korrekturbedarf gibt. Liegt der Baubeschluss 2021 vor, muss die Autobahndirektion in Grundstücksverhandlungen eintreten und Grundflächen am Rand der Autobahn kaufen – sie sind vor allem für den Bau von Lärmschutzwänden und –dämmen notwendig.