Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke

von Redaktion

Illegaler Abriss des Uhrmacherhäusls vor drei Jahren: Wiederaufbau nicht in Sicht

München – Innerhalb von neun Minuten war alles platt. Ein Bagger hatte am 1. September 2017 das alte Uhrmacherhäusl in Giesing abgerissen – und damit den Zorn der ganzen Stadt auf sich gezogen. Heute jährt sich der illegale Abriss zum dritten Mal. Konsequenzen für den Eigentümer Andreas S. gab es bis heute noch nicht. Die Schuld hatte er auf den Baggerfahrer geschoben, den Abriss als Versehen bezeichnet.

Als „Verbrechen“ bezeichnete Oberbürgermeister Dieter Reiter den Abriss. Bereits im April 2018 hatte er den originalgetreuen Wiederaufbau angeordnet, doch S. wehrte sich per Klage erfolgreich dagegen. Im Juli 2019 gab das Verwaltungsgericht dem Eigentümer sogar Recht, denn die Lokalbaukommission hatte laut Gericht einen entscheidenden Fehler gemacht und nur Andreas S. zur Verantwortung gezogen – nicht aber den Bauunternehmer, der den illegalen Abriss im September 2017 ausgeführt hatte.

„Das war bitter“, sagt Angelika Luible vom Verein HeimatGiesing. Neben diesem Verfahren laufen jedoch etliche andere am Verwaltungsgericht – über die Berufung der Stadt gegen das Urteil zugunsten von Andreas S. ist aber, wie bei den übrigen Klagen auch, noch nicht entschieden worden. „Auch drei Jahre nach dem Abriss besteht somit noch kein rechtskräftiges Urteil, das bestimmt, in welcher Form das Uhrmacherhäusl wieder aufzubauen ist“, sagt Rechtsanwalt Albert Cermak, der die Anwohner aus der Oberen Grasstraße vertritt. Dort wird heute Abend ab 18 Uhr eine Protestaktion stattfinden.

„Wir sind nach wie vor kämpferisch und haben uns auf einen langen Atem eingestellt“, sagt Angelika Luible. „Aber wir erwarten, dass die Stadt jetzt keine Fehler mehr macht.“

Gegen Andreas S. ermittelt unterdessen auch noch die Staatsanwaltschaft – bislang ohne Ergebnis. Bereits im Juni hat S. bei der Stadt auch einen Antrag auf Vorbescheid gestellt, „mit dem abgefragt wird, ob die entstandene Lücke mit einem zweigeschossigen Gebäude bebaut werden kann“, so ein Sprecher. Der Antrag werde von der Lokalbaukommission geprüf. „Jetzt will er sogar noch aufstocken“, so Luible. „Das ist dreist.“ Und Reiter? Er versprach gestern, „dass ich weiterhin als OB mit aller Kraft dafür eintrete, dass die Verantwortlichen mit dieser illegalen Zerstörung keinen Reibach machen und das Uhrmacherhäusl wieder so aufgebaut wird, wie es war.“ ANDREAS THIEME

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