Hilpoltstein – Das morgendliche Konzert bleibt aus: In Bayerns Gärten ist nur noch selten das Zwitschern der Vögel zu hören. Ein Anlass zur Sorge sei das aber nicht, beruhigt Miriam Hansbauer, Referatsleiterin Artenschutz beim Landesbund für Vogelschutz (LBV). „Wenn die Brutzeit der Vögel im Spätsommer abgeschlossen ist, gibt es keine Gründe mehr für sie, zu singen“, sagt sie.
Der Gesang sei diene zum einen dazu, einen Partner anzulocken, und zum anderen, das Brutrevier zu markieren. Bei den meisten Arten verlassen die Jungen ab Mitte Juli das Nest – und dann müssen die Eltern ihr Territorium nicht weiter mit Gesang verteidigen. Denn das würde bloß unnötig Energie verbrauchen.
Außerdem beginnt nach der Jungenaufzucht bei den meisten Arten die Mauser. Es dauert mehrere Wochen, bis sämtliche Federn ausgetauscht sind. Während dieser Zeit sehen die Vögel zerzaust aus und können schlechter fliegen. Deshalb verbergen sie sich, um Feinde nicht auf sich aufmerksam zu machen: „Dabei entsteht leicht der Eindruck, die Vögel seien einfach verschwunden“, erklärt Hansbauer.
Auch das veränderte Nahrungsangebot trage dazu bei, dass weniger Vögel in den Gärten sind: „Viele Vögel verlassen ihr Nistgebiet und fliegen dorthin, wo die besten Futterquellen sind“, sagt die Biologin. Amseln und Singdrosseln suchen Stellen mit Früchten und Beeren, während Spatzen und andere Finken gerne auf Feldern schlemmen. Meisen wiederum ziehen im lockeren Familienverband außerhalb der Brutreviere umher, wenn die Jungen flügge sind.
Mit den Herbstfrösten kehren viele Vögel aber wieder in die Gärten zurück. Mit einem vogelfreundlichen Garten voller Futterquellen und natürlichen Rückzugsmöglichkeiten könne man die Tiere unterstützen, empfiehlt der LBV. Zur Fütterung rät er erst bei niedrigeren Temperaturen – dann aber regelmäßig.
Heuer gibt es bei Gartenvögeln zahlreiche Krankheiten. Besonders betroffen sind viele Finkenarten. Wegen eines Bakteriums im Frühjahr gibt es außerdem 22 Prozent weniger Blaumeisen als vergangenes Jahr. Zu den Gewinnern zählen dagegen Grasmücken und Zaunkönige, die von Insekten und einer strukturreichen Umgebung abhängig sind. Auch für anpassungsfähige Arten wie Stare sowie für den Weißstorch und für manche Greifvögel wie den Rotmilan war es bisher ein gutes Jahr. cla