NACHGEFRAGT

„Eine Maske pro Tag reicht“

von Redaktion

Die von Bayerns Staatsregierung verfügte Maskenpflicht im Unterricht sorgt für Gesprächsstoff unter den Eltern. Wie viele Masken gebe ich meinem Kind mit? Und sind das nicht Bakterienschleudern? Dazu ein Gespräch mit Franz-Xaver Reichl, Beauftragter für die Biologische Sicherheit von Bakterien und Viren an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität.

Herr Prof. Reichl, halten Sie die Maskenpflicht im Unterricht für sinnvoll?

Ja. Bayern hat einfach höhere Infektionszahlen als andere Bundesländer. Ich halte die Maskenpflicht für sinnvoll. Eine MNB, also Mund-Nasen-Bedeckung, dient ja vor allem dem Schutz der anderen, weil sie größere Aerosole zurückhält. Trägt aber jeder eine MNB, dann sind alle geschützt. Es sind ja auch nur neun Tage, das ist akzeptabel.

Wie viele Masken bei beispielsweise sechs Schulstunden Unterricht sollte ein Schüler mitnehmen?

Eine textile Mund-Nasen-Bedeckung aus Baumwollstoff pro Tag ist ausreichend. Nur, wenn die Maske komplett durchfeuchtet ist, dann sollte man sie wechseln. Ich empfehle aber jedem Schüler und jeder Schülerin, mindestens eine Reservemaske mitzunehmen. Erstens, damit man sie bei einer Durchfeuchtung schnell wechseln kann. Zweitens kann es ja auch mal sein, dass ein Gummiband reißt.

Hat der Schüler dann nicht eine Bakterienschleuder vor dem Mund?

Diese Gefahr sehe ich nicht, denn Bakterienstämme benötigen eine längere Zeit, bis sie sich entwickeln. Also das ist von der bakteriellen Seite aus gesehen kein Problem.

Sollten Schüler nicht auch FFP2-Masken tragen?

Nein. Da wäre ich zurückhaltend. FFP2-Masken sind vorwiegend für das medizinische Personal vorgesehen, an dieser Regel hat sich nichts geändert.

Wie viele Masken benötigen die Lehrer, die ja doch meist mehr sprechen als die Schüler, pro Schultag?

Lehrern würde ich in der Tat empfehlen, die Maske am Tag öfter zu wechseln, sofern sie durchfeuchtet ist. Eine durchfeuchtete Maske hilft nicht viel.

Sind Masken nicht Arbeitsmittel – sollte der Staat also den Lehrern Masken zur Verfügung stellen?

Das ist eine politische Frage. Es ist natürlich überlegenswert, aber das beträfe dann auch andere Berufsgruppenwie Verkäufer, Beschäftigte in der Gastronomie oder in Pflegeberufen.

Können die Lehrer statt der Maske auch Gesichtsvisiere aus Plexiglas tragen? Dann wären die Kinder in der Lage, ihre Mimik zu verfolgen.

Klar, das wäre ein Vorteil. Aber Visiere sind links und rechts offen, ihre Schutzwirkung geringer als die von MNB. Ich würde sie allenfalls für Lehrer mit Atemwegsproblemen erlauben.

Das Gespräch führte Dirk Walter.

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