München – Sport und Musik – das waren früher mal Randfächer. Mittlerweile sehen viele Pädagogen, dass diese Einschätzung nicht stimmt. Die musische Bildung und regelmäßiger Sport sind für die Entwicklung der Kinder ebenso wichtig wie der Unterricht in den anderen Fächern.
Daher warteten viele Schulleiter und Lehrer sowie Eltern und Schüler gespannt darauf, welche Regelungen das bayerische Kultusministerium hier erlassen wird. Seit gestern Nachmittag liegt der neue Hygieneplan nun vor. Die Bestimmungen im Einzelnen:
. Sport und Musik während der Maskenpflicht im Unterricht, die bis 18. September ab der 5. Klasse gilt, sind ausschließlich mit Maske zulässig. Die Entscheidung, ob das Sinn mache, treffe der Lehrer vor Ort, sagt das Ministerium. Es ist davon auszugehen, dass die meisten darauf verzichten werden.
. Nach dem 18. September ist Sport wieder in festen Trainingsgruppen zugelassen. Sofern an der Schule dann keine Maskenpflicht mehr gilt. In Sporthallen gilt eine Beschränkung auf 120 Minuten sowie bei Klassenwechsel „ein ausreichender Frischluftaustausch in den Pausen“. Bei gemeinsamer Nutzung von Sportgeräten wie Reck oder Barren sollen die Kontaktflächen nach jedem Schüler gereinigt werden. Ist das nicht möglich, empfiehlt das Ministerium zu Beginn und Ende des Sportunterrichts „gründliches Händewaschen“.
. Unterricht von Schulorchestern ist möglich, wenn es keine Maskenpflicht mehr gibt, also erst ab der dritten Schulwoche. Es gilt ein Mindestabstand von zwei Metern. Das dürfte eine Herausforderung werden, da viele Orchester sehr groß sind. Im alten Schuljahr galten 1,5 Meter als ausreichend. Zudem müssen sich die Schüler versetzt aufstellen, um Gefahren durch Aerosolausstoß zu minimieren. „Querflöten und Holzbläser mit tiefen Tönen sollen möglichst am Rand platziert werden.“ Klaviere müssen desinfiziert werden.
. Ebenso schwierig dürfte das Unterrichten von Schulchören werden. Das Ministerium empfiehlt, dass sich die Sänger und Sängerinnen versetzt aufstellen. Wieder gilt ein Abstand von zwei Metern. „Zudem ist darauf zu achten, dass alle möglichst in dieselbe Richtung singen.“ Gelüftet werden muss auch, und zwar alle 20 Minuten jeweils zehn Minuten lang.
Für den Bayerischen Philologenverband wagt Eckbert Engelmann, Musiklehrer an einem Gymnasium in Unterfranken und Fachgruppen-sprecher seines Bezirks, eine erste Bewertung. Er ist skeptisch. „Das dürfte in vielen Schulen nicht umsetzbar sein, weil die Raumgröße das nicht hergibt.“ Bei einer Raumgröße von 60 Quadratmetern könnten nur elf bis zwölf Schüler singen oder spielen. An seiner Schule gebe es zum Beispiel ein (ohnehin schon kleines) Blasorchester mit 34 Schülern – wie er das aufteilen könne, wisse er noch nicht. Zum Beispiel auf eine Turnhalle auszuweichen, sei schwierig, weil die ja durch Sport meist belegt werde.
Und den Hinweis auf Musik mit Maske hält Engelmann für überflüssig. „Singen mit Maske ist Quatsch.“