Bamberg – Die Zentralstelle Cybercrime Bayern verdoppelt ihre Ressourcen im Kampf gegen Kindesmissbrauch: Statt vier sollen nun acht Staatsanwälte ausschließlich im Bereich Kinderpornografie im Internet ermitteln, kündigte Justizminister Georg Eisenreich (CSU) am Mittwoch in Bamberg an. Das Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet ist bei der Zentralstelle angesiedelt und wird im Oktober offiziell die Arbeit aufnehmen.
Schwerpunkt des neuen Zentrums sei „die Verfolgung von Betreibern und Nutzern von Darknet-Foren, die kinderpornografisches Material herstellen, posten oder damit handeln“, erklärte Eisenreich. Die Staatsanwälte werden dabei von vier Informatikern unterstützt und arbeiten mit dem Landeskriminalamt sowie internationalen Ermittlungsbehörden zusammen. „Wir wollen jetzt den Verfolgungsdruck auf die Täter weiter erhöhen“, so Eisenreich. Der Kampf gegen Kindermissbrauch müsse Tag für Tag entschlossen geführt werden, betonte er gestern.
Während in Bayern die neue Zentralstelle Cybercrime eingerichtet wird, haben 100 Einsatzkräfte bei Razzien nach dem Missbrauchsfall Bergisch Gladbach in Bayern zahlreiche Handys, Laptops und Datenträger sichergestellt. Die Polizei sei im Freistaat an 15 Orten gegen 13 Tatverdächtige vorgegangen, sagte Ermittlungsleiter Michael Esser gestern in Köln. In keinem anderen Bundesland habe es so viele Einsätze gegeben. Schwerpunkt der Ermittlungen war Mittelfranken.
Ins Rollen gebracht wurde der Missbrauchskomplex durch eine Durchsuchung im Oktober 2019 bei einem Familienvater in Bergisch Gladbach bei Köln. Bei ihm fand die Polizei Tausende Bilder und Videos. Es ging um riesige Datenmengen – inklusive Spuren zu Chatpartnern. Davon ausgehend kamen die Polizisten immer mehr Verdächtigen auf die Spur.
Die größte Aktion der Ermittlungskommission „Berg“ sei nun die Razzia am Dienstag in zwölf Bundesländern gewesen. Die Ermittler sicherten bundesweit 2000 Beweismittel. Den 50 Verdächtigen werde der Besitz und die Verbreitung kinderpornografischen Materials vorgeworfen, erklärte Esser. Es gebe aber keine Hinweise, dass die Beschuldigten selbst Kinder missbraucht hätten. „Wer im Internet einen Marktplatz für Kinderpornografie betreibt, bereitet den Boden für weitere Missbrauchstaten“, kritisierte Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU). „Deshalb fordere ich einen eigenen Strafbestand für die Betreiber von Kinderpornografie-Foren.“ lby