München – Rufe nach mehr Beteiligung von Frauen in der Kirche und eine Bestandsaufnahme von Seelsorge und sozialer Arbeit in Zeiten von Corona haben die Regionenkonferenzen des katholischen Reformprojekts Synodaler Weg geprägt. Die Treffen in München, Berlin, Dortmund, Frankfurt und Ludwigshafen fanden wegen der Corona-Pandemie anstelle der zweiten Synodalversammlung statt, des höchsten Gremiums des Synodalen Weges, mit dem Bischofskonferenz und Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen wollen.
In München hat Kardinal Reinhard Marx die Teilnehmer des Synodalen Wegs aufgerufen, sich darüber Gedanken zu machen, welches „Genus“ die Schlusstexte haben sollen. Das theologische Fundament von diesen müsse zwar stimmen, sie sollten aber nicht den Charakter von Oberseminaren haben. Weiter empfahl er in Bezug auf die Thematik „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“, auch das Positive zu betonen, was im Rahmen des geltenden Kirchenrechtes bereits möglich sei.
Zugleich warnte Marx davor, dass eng geführte Diskussionen, wie etwa das Verteidigen des Predigtrechts ausschließlich für Priester, in eine Sackgasse führten. Die dafür vorgebrachten Argumente, „die wir über Jahre verteidigt haben“, überzeugten ihn immer weniger. So dürfe etwa die Taufe zwar letztlich jeder spenden, aber predigen immer nur ein Priester – „das kann ich nicht verstehen“.
Zuvor hatte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer daran erinnert, dass die Einheit von Eucharistievorstand und Verkündigung eine Errungenschaft des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) sei – und diese Einheit sei nun einmal der Priester in einer Person. Die Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen, Katharina Ganz, betonte: „Wir wissen alle, dass viele Priester ihre Predigt nicht selber schreiben.“ Viele ließen sich diese von Laien aufsetzen und läsen sie dann vor. Sie selber habe das Spiel lange mitgemacht, viele andere Frauen täten das auch und stünden letztlich wieder in der zweiten Reihe.
Die Erfurter Dogmatik-Professorin Julia Knop sagte auf dem Berliner Treffen: „Manche sagen, die Frau ist der Ernstfall des Laien. Aber: Die Frauen sind auch der Ernstfall in der Amtsfrage.“ Zum Frauen-Papier des Synodalen Wegs merkte die Theologin kritisch an, dass dessen Sprache die „Begründungslast“ bei den Frauen belasse: „Sie müssen sich erklären, warum sie auch für Leitungsfunktionen geeignet sind. Die Begründungslast muss aber bei der Institution liegen, wenn sie Gerechtigkeitsfragen nicht berücksichtigt und Frauen nicht an die Spitze kommen lässt.“ Knop sagte: „Wir Frauen sind doch nicht irgendeine förderungswürdige Gruppe, die Inklusion braucht. Dass Frauen leiten können, wissen wir doch inzwischen alle. Das sehen wir nicht nur bei Kanzlerin Merkel.“
Die Verantwortlichen für das Frauen-Papier räumten mit Blick auf Kritik des Regensburger Bischofs Versäumnisse ein. Voderholzer, Mitglied der Arbeitsgruppe, hatte beklagt, dass Textbestandteile publiziert worden seien, über die das Forum noch nicht beraten habe. Er sei nicht einbezogen worden. Außerdem lasse der Text „jedes theologische Niveau vermissen“. Darin heißt es, Jesus habe Jüngerinnen und Jünger gehabt und niemanden geweiht. Daraus waren Forderungen für mehr Mitwirkung von Frauen in der Kirche abgeleitet worden. kna/cm