Berchtesgaden – Der Königsbachfall über dem Königssee ist ein Naturjuwel im Nationalpark Berchtesgaden. Über mehrere Gumpen stürzt er sich 70 Meter in die Tiefe – und bietet eine atemberaubende Kulisse für Fotos. Doch Florian Schütz, Bergfotograf aus dem nahen Schönau, war entsetzt, als er dieser Tage die Touristen an diesem Ort beobachtete. In Horden kletterten dort Tagesgäste in Badekleidung zu der Gumpe, die von Influencern „Natural Infinity Pool“, also Unendlichkeitspool, getauft worden war. Das Baden ist wegen der Absturzgefahr lebensgefährlich. Doch Schütz beobachtete nicht nur, wie sich die Touristen für ein Selfie in Gefahr brachten – er sammelte dort auch einen ganzen Sack Müll ein. „Wer es mit Badelatschen bis zum Wasserfall schafft und dann barfuß im matschigen Steilgelände nicht abstürzt, sollte es auch schaffen, seinen Dreck wieder mitzunehmen“, sagt er.
Die Zustände am Königsbachwasserfall waren längst Thema in vielen Tageszeitungen, auch in unserer. „Traurigerweise hat die ganze Berichterstattung in den Medien aber nichts verändert“, sagt Schütz. „Vor Ort habe ich niemanden gesehen, der Interesse daran hatte, diesen Platz sauberer zu verlassen, als er ihn vorgefunden hatte. Hauptsache, das klassische Selfie im Wasser ist gemacht.“ Schütz kann nicht verstehen, was Menschen dazu treibt, Fotos von der „wunderbaren Natur am Königssee“ zu posten – und die Natur dann gleichzeitig zuzumüllen. Teilweise habe es ausgesehen wie nach einem Festival, berichtet er. „Leider bleibt anscheinend keine andere Möglichkeit, als für diesen Ort ein Betretungsverbot auszusprechen.“
Genau das wird inzwischen bereits diskutiert, wie ein Sprecher des Nationalparks ankündigt. Auch der Rangerleiter Ole Behling ist wegen der Touristen besorgt: „Der Großteil der Nationalpark-Besucher hält sich an die Regeln. Aber es sind in diesem Bergsommer wirklich sehr, sehr viele Menschen hier. Und darunter ist immer ein gewisser Prozentsatz, der sich danebenbenimmt.“