Stillgelegte Bahnstrecken

Weg mit dem 1000er-Kriterium

von Redaktion

DIRK WALTER

Bei der Waldbahn hat die Verkehrsministerin so ziemlich jeden Fehler begangen, der möglich ist. Intern, denn Kerstin Schreyer hat den Aufsichtsrat der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (in dem mehrere Kommunalpolitiker und Landtagsabgeordnete sitzen) einfach umgangen. Und extern, denn sie hat das Aus für das Prestigeprojekt nur per Pressemitteilung verkündet, ohne vorher mit den Entscheidungsträgern vor Ort zu sprechen. Selbst CSU-Mandatsträger wollten da nicht mehr stillhalten – und ein ehemaliger Minister, Helmut Brunner, rechnete sogar mit einem offenen Brief mit denen da in München ab. Jetzt, am Montag, war die Ministerin ziemlich kleinlaut. Sie entschuldigte sich ein ums andere Mal. Nun gut: Einen Fehler einzugestehen muss man ihr andererseits auch wieder zugutehalten.

Doch man täusche sich nicht: Dass die Waldbahn auf dem Nebenast Gotteszell–Viechtach jetzt (vorerst) weiterfahren darf, bedeutet keine generelle Trendwende im Streit um Strecken-Reaktivierungen. Das Wohl oder Wehe zahlreicher Initiativen, die stillgelegte Bahnstrecken beleben wollen, hängt nach wie vor an dem sogenannten 1000er-Kriterium. 1000 Fahrgäste am Tag müssen erreichbar sein, sonst rechnet sich eine Bahnstrecke angeblich nicht. Andere Effekte, wie Impulse für den Tourismus oder auch Umweltaspekte, werden einfach unterdrückt. Der Ball liegt nun im Feld der Politik: Es gibt bei den Freien Wählern manche Abgeordnete, die diese Regelung am liebsten kippen würden. Aber bisher befällt die Fraktion, die sich ja gerne als Fürsprecher des ländlichen Raums geriert, hier eine seltsame Beißhemmung. Warum eigentlich?

Dirk.Walter@ovb.net

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