Die Suche am Fundort von Fossil „Udo“ geht weiter

von Redaktion

Pforzen – „Wir möchten beTONen, hier gibt es nichts zu sehen“, steht auf dem Transparent am Bauzaun, der den Weg in das matschige Gebiet versperrt. Hinein darf nur, wer angemeldet ist – als Forscher oder als Bauarbeiter. Die einen suchen in der Tongrube „Hammerschmiede“ im Allgäu nach Millionen Jahre alten Fossilien, die das Verständnis der Evolution verändern könnten. Die anderen transportieren die Sedimente mit Baggern und Lastwagen ab.

Melanie Lex sitzt mit Spachtel und Pinsel auf einem Plateau, auf dem das Forscherteam der Uni Tübingen den Ton untersucht. „Es ist wie im Sand zu spielen“, sagt die 26-Jährige. „Aber es kann alles passieren.“ Ob Schildkrötenpanzer-Splitter, Zähne oder ganze Knochen: Die Sedimente der „Hammerschmiede“, einer ehemaligen Auenlandschaft, stecken voller Fossilien. Teile eines Skeletts machten die unscheinbare Tongrube bei Pforzen im vergangenen Jahr international bekannt. Menschenaffe „Udo“ zeigt den Paläontologen zufolge, dass sich der aufrechte Gang schon deutlich früher entwickelt hat als zuvor angenommen – vor 11,62 Millionen Jahren. Vor dem Fund in der „Hammerschmiede“ waren die ältesten Belege für den aufrechten Gang etwa sechs Millionen Jahre alt und stammten aus Kenia und von Kreta.

Mit Blick auf weitere Grabungen mussten sich die Forscher um Paläontologin Madelaine Böhme aber gedulden. Die Corona-Pandemie und Verhandlungen über eine neue Grabungsgenehmigung und das Wetter führten zu Verzögerungen. Als Vertragspartner sind nun auch die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns beteiligt, weil der Freistaat für die Grabungen selbst Mitarbeiter anstellt. Der Ton-Abbau läuft trotz der Funde weiter.  lby

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