Als ich in einer meiner letzten Kolumnen vom „Heiliggeistloch“ sprach, bekam ich einige Zuschriften, die darüber Aufklärung verlangten, worum es sich da wohl handeln könne. Nun könnte man lange über die berühmten schwarzen Löcher im Universum und ihre theologische Bedeutung philosophieren, aber das würde alles auf die falsche Fährte führen.
Der bayerische Katholizismus früherer Jahrhunderte war da viel zu handfest und schaulustig, als sich mit solchen abstrakten Spekulationen abzugeben. Man wollte schon sehen und bestaunen, was einem von klerikaler Seite so als Glaubensgut vorgesetzt wurde. An Weihnachten bestand da kein Mangel an Kripperln und Paradeiserln, Engerln und Hirtenbuben. Ostern visualisierte man mit Palmkatzel-Prozessionen und Heiligen Gräbern.
Was aber tun mit diesem sperrigen Pfingstfest? Die Ausschüttung des Heiligen Geistes in Flammen in Ehren, aber ein bisserl fad war das schon immer – und das Feuersymbol war ja bereits für das Johannisfest reserviert.
Also besann man sich auf die Taube als Kreatur der Wahl und schlachtete sie nach allen Regeln der Kunst aus, wenngleich diese Formulierung strengen Theologen und Vegetariern als abgeschmackt erscheinen mag.
Oben über dem Altarraum wurde ein rundes, das Jahr über mit einem hölzernen Deckel verschlossenes Loch eingerichtet (aha, Heiliggeistloch!). Und am Pfingstsonntag wurde ein gipsernes Taubenviech an langer Schnur heruntergelassen, das Ganze mit Weihrauchschwaden in weiche Bilder gezeichnet (der Vergleich zur Nebelmaschine einer Fernsehshow liegt auf der Hand) und schon hat man das trockene Hochfest mit einer eindrucksvollen visuellen und haptischen Note versehen.
Und was dem hochwürdigen Pfarrherrn recht war, war dem Bauernmenschen billig! Er hängte sich über seinen Stubentisch daheim eine Glaskugel, in der ebenfalls eine kleine Taube als Symbol des Heiligen Geistes zu bewundern war. Zu dieser Kugel stiegen aber weniger heiße Gebete als heiße Suppendämpfe hinauf, um dann als Kondenstropfen wieder in die Schüssel zurückzufallen. Der Bauernspott nannte die Glaskugeln deshalb – Entschuldigung – „Suppenbrunzer“ und nahm das theologisch gelassen.
So, jetzt ist das mit den Taubenviechern auch geklärt, ob sie nun im Heiliggeistloch oder in der Suppenbrunzer-Kugel hausen. Ich kann auch nichts dafür, ich hab sie nicht da hineingesetzt!