Ein Käser findet das Glück

von Redaktion

Basil Weixler legte den Grundstein für die Firma Bergader

Waging – Heutzutage würde man einen solchen mutigen Jungunternehmer vermutlich als erfolgreiches „Startup“ bezeichnen. Und tatsächlich sieht Basil Weixler auf dem Foto mit seinem Motorrad aus Neckarsulm so aus, als ahnte er bereits, in welche erfolgreiche Zukunft er starten würde, als er sich Anfang des vergangenen Jahrhunderts in Tengling im Landkreis Traunstein mit einer Dorfkäserei selbstständig machte, aus der später die Firma Bergader wurde.

Aus kleinen Anfängen entwickelten Weixler und später seine Nachfolger seinen Betrieb schnell zu einem international expansiven Unternehmen. Auf den Erfolg des damals noch jungen Unternehmers wurde aber bald auch ein französischer Käsehersteller aufmerksam.

Einen Prozess um einen Namen verlor Weixler, der ursprünglich aus dem Allgäu stammte, zwar prompt. Das schadete dem Ruf seiner Produkte aber keineswegs. Der französische Konkurrent hatte in mehreren Gerichtsverhandlungen nämlich geltend gemacht, dass er sehr viel weniger Käse verkaufe, seitdem Weixlers „Bayerischer Gebirgs-Roquefort“ (heute Bergader Edelpilz) auf dem Markt sei. Eine bessere Werbung gab es damals nicht, denn es wurde ausführlich darüber berichtet und dabei wurden auch Zahlen genannt. So waren im Jahr 1934 laut der Deutschen Molkerei-Zeitung noch 29 184 Kilogramm französischer Käse in Deutschland verkauft worden. Ein Jahr später waren es nur noch 8258 Kilogramm.

Der Grund dafür war freilich auch die veränderte Devisenlage. „Nach Roquefort-Art“ jedoch durfte Weixler seinen Käse, der zudem aus Kuh- und nicht wie das französische Pendant aus Schafsmilch hergestellt wurde, nicht mehr benennen.

Später stand dann der Watzmann Pate für das neue Firmenlogo, dem das Unternehmen Bergader bis zum heutigen Tage treu blieb. Für Weixlers Firma freilich bedeutete das einen Wendepunkt. „Er hat immer gesagt, von da an ging’s steil bergauf. Geld für Werbung hatte er ja keines“, berichtet Charlotte Steffer (95), Weixlers Tochter.

Die Zeitungsberichte freilich waren Werbung genug. Eine Spurensuche in Tengling: „Du meinst das Kashäusl, das ist hinter der Bäckerei“, sagt ein Bauer auf die Frage nach dem früheren Firmensitz. Das Haus ist längst renoviert, aber in Grundzügen noch so wie früher.

Nichts jedoch erinnert hier mehr an die Anfänge bayerischer Käseproduktion. „Der Weixler war einer der ersten Käser in unserer Gegend. Der war damals schon sehr zukunftsorientiert.“ Der Landwirt, der selbst seine Milch an Bergader in Waging verkauft, kann sich daran erinnern, dass in dem kleinen Haus mitten im Dorf Tengling in den 60er-Jahren noch Käse verkauft wurde, als er ein kleiner Bub war.

Auch der Nachbar gegenüber weiß das noch. „Da haben wir früher mit dem Leiterwagen unsere Milch hingefahren.“ Auch mit von Hunden gezogenen Wägelchen wurde die Milch angeliefert. Ein solcher Wagen kann noch in Waging bestaunt werden. „Ich kannte einen, der als Lehrbub beim Weixler in Tengling angefangen und sein ganzes Arbeitsleben lang dort geblieben ist. Aber da kommst Du jetzt ein paar Jahre zu spät. Der ist schon tot“, sagt der Landwirt gegenüber.

Betriebstreue scheint in dem bayerischen Unternehmen keine Ausnahme zu sein. Käsesommelière Lisa Schmuck ist seit 21 Jahren bei Bergader angestellt und führt nach eigener Auskunft im Jahr etwa 3500 bis 4000 Sommergäste (Zahlen vor Corona) durch das betriebseigene Bergader-Museum mitten in Waging, in dem auch das Foto des Firmengründers mit seinem Motorrad hängt. Bei ihr ist auch zu erfahren, dass im neuen Waginger Firmengebäude vor 65 Jahren die erste Milchbar des Salzachgaus eingerichtet wurde, eröffnet von der Molkerei Basil Weixler. Damals eine Sensation.

Die Lokalität wurde später in ein Museum umgewandelt, die Möbel aus den 50er-Jahren aber sind noch da und erinnern an diese Zeit. In den 50er Jahren schließlich wurde auch das Auslandsgeschäft immer bedeutender und schon 1970 wurden die Käsespezialitäten in 24 Ländern verkauft. „Zur Einweihung unseres Museums im Mai 2019 kam sogar ein Verkäufer aus der damaligen Zeit aus Griechenland zu Besuch“, erzählt Schmuck.

Weixler selbst starb im Jahr 1945, die Geschäfte führte seine Tochter Charlotte weiter. „Ich bin nicht gefragt worden“, erzählt die 95-Jährige. „Wer einen Basil Weixler als Vater hat, der hat vor allen Dingen eines gelernt – und das ist zu folgen.“ Die Seniorin nimmt an dem mittelständischen Familienunternehmen immer noch regen Anteil. Der Betrieb hat jetzt zwei Firmensitze: einen in Waging und einen in Bad Aibling. Den Käse aus Bayern kennen und schätzen Menschen aus 50 Ländern der Welt. MICHAEL SEEHOLZER

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