Straßlach – Ein Leben lang hat sich Hans Schednik aus Straßlach (Landkreis München) gefragt: „Wer ist mein Vater?“ Nur ein Foto hatte er von seinem unbekannten Vater, einem US-amerikanischen Soldaten. Das hatte ihm seine Mutter Ljuba gegeben, zusammen mit spärlichen Informationen: Dass nämlich sein Vater ein Besatzungssoldat war, der zum Zeitpunkt der Geburt von Hans Schednik im März 1946 schon wieder in den USA war. Und sich nie wieder bei der damals im Landkreis Dachau lebenden Ljuba Schednik gemeldet hat.
In einem Artikel in unserer Zeitung Mitte Mai erzählte der 74-Jährige seine Geschichte. Daraufhin meldete sich Ira Hager aus Bad Aibling. Er hatte ein ähnliches Schicksal. Auch er suchte seinen Vater. Er machte deshalb einen DNA-Test und fand schließlich seinen Vater Ira Johnson Roberts. Solch einen Test hatte er auch Hans Schednik empfohlen. Der nahm den Tipp an und reichte einen Test bei der Ahnenforschungsplattform „Ancestry“ ein. Nach über acht Wochen hatte er Ergebnisse. Und die quälende Frage nach seiner Herkunft ist endlich geklärt. Er hat seinen Vater gefunden.
Was Schednik weiß: Sein Vater hieß James Adkins, ist 1915 in Kentucky geboren, hat dort gelebt und ist bereits 1995 gestorben. Doch bis er das erfuhr, musste er erst eine andere mögliche Verwandte anschreiben. „Ancestry“ unterhält in den USA eine Datenbank mit Personen, die Verwandte suchen und dafür ihre DNA speichern ließen.
Nach dem Test erhielt Schednik eine Liste mit allen Menschen, die mit ihm dieselbe DNA teilen. Jeder dieser Menschen ist zu unterschiedlichen Graden mit ihm verwandt. „Ich habe mich dann bei einer Cousine ersten Grades gemeldet“, sagt Schednik. Er erklärte ihr, dass sein Vater ein amerikanischer Soldat war. Seine Cousine Rhonda Adkins Thacker schrieb per E-Mail zurück und meinte, dass nur ihr Onkel James Adkins in Deutschland stationiert war. Sie sandte Hans Schednik daraufhin ein Foto zu. „Das war das gleiche Foto, das ich auch hatte“, sagt Schednik. Ab da war klar: James Adkins ist sein Vater.
Als Hans Schednik das erfahren hat, war er überglücklich. „Wir haben gleich eine Flasche Sekt aufgemacht“, sagt er. Seine Cousine konnte ihm viel über seinen Vater erzählen. „Beim Kinderkriegen war mein Vater fleißig“, sagt Schednik. „Mit mir sind es sieben Geschwister, sechs Brüder und eine Schwester.“ Dreimal hat er geheiratet. „Und bis zu seinem Tod wusste er nichts von mir.“
1944 musste sein Vater in den Krieg ziehen und 1945 landete er im Landkreis Dachau, wo er Hans Schedniks Mutter Ljuba traf. Es stellte sich heraus, dass sein Vater nicht wie erst vermutet in den Korea-Krieg musste. Stattdessen war er nach dem Abzug der Truppen wieder in seine Heimat Kentucky zurückgekehrt. Dort wohnte er bis zu seinem Tod 1995.
Zwei Halbbrüder von Hans Schednik leben noch. Seine Cousine hat die beiden benachrichtigt. „Bisher haben sie sich aber noch nicht gemeldet“, sagt Schednik. Zu seiner Cousine hat er dafür umso mehr Kontakt. „Wir schreiben und telefonieren oft“, sagt er. Sie schickte ihm bereits mehrere Fotos von seinem Vater. „Eins zeigt meinen Vater mit seinem Bruder in Militäruniform.“
Sobald es die Corona-Pandemie wieder zulässt, möchte er in die USA fliegen und Rhonda Adkins Thacker besuchen. Nachdem nun geklärt ist, wer sein Vater ist, versucht Hans Schednik, ihn in seine Geburtsurkunde eintragen zu lassen. „Ich muss mich noch erkundigen, wie das funktioniert“, sagt er. „Es könnte sogar sein, dass ich die amerikanische Staatsbürgerschaft bekomme.“ Doch das war nicht sein Ziel. „Ich habe ja schon immer gewusst, dass er Amerikaner ist“, sagt er. Er ist einfach nur froh über das Ergebnis seiner Suche. „Jetzt steht meine Mutter endlich besser da.“