Garmisch-Partenkirchen – Die Superspreader-Affäre in Garmisch-Partenkirchen hat ein womöglich saftiges Nachspiel für die Wirte im Ort. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will die Behörden in Marsch setzen, um zu überprüfen, ob im Nachtleben die geltenden Corona-Regeln ignoriert wurden – eigentlich dürfte es ja bayernweit kein organisiertes „Nachtleben“ geben, erlaubt sind lediglich Speiselokale. Er wolle wissen, „was war da unter welchen Bedingungen wie geöffnet“, sagte Söder am Rande der CSU-Klausurtagung im Landtag, „oder gab es da Umgehungstatbestände?“. Söder kündigte an: „Die Ordnungsämter und Sicherheitsbehörden werden das genauer anschauen.“
Bayernweit sind Schankwirtschaften wegen der Corona-Pandemie seit einem halben Jahr geschlossen. Eine Lockerung ist zugesagt, allerdings erst ab diesem Samstag. Sie gilt auch nur für Kneipen, wenn dort am Tisch bedient und nicht getanzt wird. Diskotheken sind komplett untersagt, das bleibt auch so. Für Garmisch-Partenkirchen gelten wegen der hohen Infektionszahlen noch strengere Regeln. Intern heißt es, Söder sei hoch verärgert über den Vorfall in Garmisch. Vor wenigen Tagen hatte er bereits eine hohe Strafe für die mutmaßliche Verursacherin verlangt.
Landrat Anton Speer (FW) gab gestern unterdessen vorsichtig Entwarnung für seinen Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Bei rund 300 weiteren Corona-Tests im Zusammenhang mit der Superspreaderin seien gestern keine weiteren positiven Fälle hinzugekommen. Allerdings liegt der Landkreis noch immer über dem kritischen 50er-Inzidenz-Wert.
Die US-Armee prüft inzwischen den Fall. „Es gibt eine Untersuchung der Umstände durch die US-Armee“, sagte ein Sprecher der US-Streitkräfte in Bayern am Mittwoch. Denn bei der 26-jährigen Frau, die das Virus offenbar weiterverbreitet hat, handelt es sich um eine Amerikanerin, die in dem Hotel „Edelweiss Lodge“ der US-Streitkräfte für Soldaten und deren Familien arbeitete.
Auch außerhalb des Alpenlandkreises gibt es weiterhin Corona-Hotspots in Bayern. So ist die Zahl der Infizierten auch in Würzburg und Kulmbach sprunghaft angestiegen. Beide überschreiten wie Garmisch-Partenkirchen und die Stadt Kaufbeuren den Corona-Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche. Im Kreis Kulmbach gelten deshalb verschärfte Kontaktbeschränkungen, in Würzburg soll die Maskenpflicht im Unterricht beibehalten werden.
In Deggendorf prüft die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen einen Arzt, der trotz Krankheitssymptomen weiter behandelt haben soll. Auch an diversen Schulen wurden weitere Fälle bekannt. So mussten etwa an Berufs- und Fachoberschulen in Erding, Starnberg und Weilheim einzelne Klassen oder Schüler in Quarantäne geschickt werden. cd/as/lby