Starnberg – Angefangen hat alles mit einem Platzverweis. Der 16-jährige Schüler S. aus Feldafing (Kreis Starnberg) feierte mit anderen Jugendlichen vor dem Gymnasium Starnberg, während parallel dazu das Sommerfest der Schule stattfand. S. fragte einen Sicherheitsdienstmitarbeiter nach Drogen. „Bis dahin war alles gut“, sagt der Security vor Gericht. Doch als der Schüler die daraufhin mehrfach ausgesprochenen Platzverweise nicht akzeptieren wollte, begann eine Eskalation, die noch Tage danach für Schlagzeilen sorgen sollte.
Gestern begann der Prozess rund um die Krawall-Nacht, die sich von der Schule bis zur Starnberger Polizeiwache verlagerte. Dort soll eine Gruppe von bis zu 50 jungen Leuten versucht haben, die Wache zu stürmen, um Schüler S. zu befreien, der sich erst gegen den Platzverweis und dann gegen die Festnahme wehrte. Angeklagt sind fünf Personen aus dem Landkreis Starnberg: drei Schüler im Alter von 16 und 17 Jahren, eine 17-jährige Auszubildende und ein 20-Jähriger, der ebenfalls eine Ausbildung absolviert. Alle haben die deutsche Staatsbürgerschaft, Schüler S. zusätzlich die nigerianische. Ihnen wird unter anderem Landfriedensbruch sowie Angriff auf und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen.
Der damalige Dienstgruppenleiter der Polizei sagte vor Gericht: „Wir dachten, das ist kein großes Ding.“ Doch als schließlich die Entscheidung fiel, S. in Gewahrsam zu nehmen, schaukelte sich die Situation immer weiter hoch. Die Polizisten zerrten S. zur Wache, verfolgt von einem Mob aus Schülern. Der Polizist spricht von „einer lebensbedrohlichen Situation“, in der er und sein Kollege sich „allein unter hundert wütenden Jugendlichen“ befunden hätten. „Ich habe im Nachhinein sogar über einen Schusswaffengebrauch nachgedacht“, sagt er.
„Was hat sie da geritten“, fragte Jugendrichter Ralf Jehle Schüler S., der sich auch wegen anderer Delikte wie Diebstahl und Schwarzfahren verantworten muss. „Es war ein Zusammenspiel von Alkohol und jugendlichem Leichtsinn“, antwortete S. Er gab zu, den Platzverweis ignoriert zu haben. Aber geschlagen, sagte er, hätten nur die Polizisten. „Aus meiner Sicht haben sie unverhältnismäßig Gewalt angewendet.“ Einer seiner Mitangeklagten, der später ein Fenster der Wache eingeschmissen haben soll, bereut sein halbstarkes Verhalten, wie er sagte: „Wir haben uns in den Kopf gesetzt, dass wir Aufstand machen müssen.“ Das sei falsch und nicht vertretbar gewesen.
Drei der Angeklagten legen gestern Teilgeständnisse ab und rangen sich zu einer Entschuldigung gegenüber den Polizeibeamten durch, darunter auch Schüler S. Der Prozess dauert an. Sechs weitere Angeklagte sollen im November vor Gericht stehen –wegen ihres Alters dann aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit.