München – Das Ziel war klar: Es muss trotz der Corona-Pandemie wieder Präsenzunterricht für alle Schüler geben. Das sei größtenteils gelungen, stellte Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) bei seiner ersten Bilanz rund zwei Wochen nach dem Beginn des neuen Schuljahres fest. „Unsere Schulen sind zum übergroßen Teil sehr gut in das neue Schuljahr gestartet“, sagte er. Zwar sind knapp 7660 der 1,65 Millionen bayerischen Schüler und rund 770 Lehrkräfte in Quarantäne. „In der Gesamtschau sind das aber trotzdem Einzelfälle“, betonte Piazolo.
Die Entscheidung, dass Schüler ab der fünften Klasse an den ersten neun Tagen auch im Unterricht eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen mussten, sei richtig gewesen. „Die Maskenpflicht war sinnvoll und ist vor Ort gut durchgeführt worden“, berichtete er. Jenseits des eigenen Sitzplatzes ist die Maske auch künftig für alle Schüler – vom Erstklässler bis zum Abiturienten – Pflicht. Im Unterricht dagegen darf die Maske ab Montag in den meisten Fällen abgenommen werden. Das gilt auch für die Rosenheimer Grundschulen, wo wegen hoher Infektionszahlen ebenfalls eine Maskenpflicht im Unterricht galt.
Die Erleichterung ist bei vielen Lehrern und Schülern groß. Der Unterricht mit Maske sei eine Herausforderung gewesen, so Michael Schwägerl, Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbands. „Besonders beim Sprachunterricht, beim Kennenlernen und generell unter dem Gesichtspunkt der Stimmbelastung waren die Lehrkräfte gefordert“, sagte er.
Der bayerische Drei-Stufen-Plan sieht jedoch vor, dass die Maskenpflicht ab der fünften Klasse wieder angeordnet werden kann, wenn es in einer Region mehr als 35 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gibt und der Abstand nicht eingehalten werden kann. Liegt der Inzidenzwert über 50, können auch an Grundschulen wieder Maskenpflicht und Mindestabstände eingeführt werden. Das bedeutet in der Regel einen Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht. Die Entscheidung liege bei den örtlichen Gesundheitsbehörden, sagte Piazolo.
Für das Lernen zu Hause gebe es inzwischen konkrete Richtlinien, erklärte er. Unter anderem solle sich der Distanzunterricht am Stundenplan orientieren, Arbeitsaufträge seien verpflichtend und es solle weiterhin einen direkten Kontakt zwischen Lehrern und Schülern geben. Auch Referate seien möglich. Um Defizite auszugleichen, gibt es außerdem an allen Schulen Brückenangebote. „Das sind spezielle Förderangebote in den Kernfächern“, sagte Piazolo. Von den 150 000 bayerischen Lehrkräften sind derzeit rund fünf Prozent krankgeschrieben oder wegen Corona vom Präsenzunterricht befreit, weil sie einer Risikogruppe angehören oder schwanger sind. Befreite Pädagogen arbeiten aber trotzdem weiter und werden von Teamlehrkräften unterstützt. 800 Stellen wurden dafür geschaffen und bereits rund 600 Vereinbarungen mit neuen Mitarbeitern getroffen. (mit lby)