Mit 81 Jahren durch die Watzmann-Ostwand

von Redaktion

Schönau am Königssee – Für Extremkletterer Thomas Huber ist sein Vater das größte Vorbild. Seit diesem Sommer vielleicht mehr denn je. Denn mit 81 Jahren hat Thomas Huber senior im August die Watzmann-Ostwand auf dem Salzburger Weg gemeistert – und damit einen Altersrekord aufgestellt. „Es war ein emotionaler Moment für uns alle, als wir oben waren“, sagt sein Sohn. Begleitet wurden die Hubers von einem Filmteam aus Bad Reichenhall. Der Beitrag „Bergwelten: Der Watzmann“ wird am kommenden Montag auf ServusTV ausgestrahlt.

Thomas Huber junior ist stolz auf seinen Vater. Der frühere Bankangestellte war zeit seines Lebens versierter Alpinkletterer. Als passionierter Bergwanderer nahm Thomas Huber senior schon in frühen Jahren seine Söhne Thomas und Alexander zu Bergtouren mit. Er ebnete den Weg, legte den Grundstein für die spätere Leidenschaft der beiden Brüder, mit der sie erfolgreich und als Huberbuam bekannt wurden.

Und auch Thomas Huber senior hat seine Passion nie verloren. „Mein Papa ist ziemlich fit“, sagt sein Sohn Thomas. „Unser Plan war schon seit Längerem, gemeinsam durch die Watzmann-Ostwand zu gehen.“ Der TV-Sender plante parallel eine Dokumentation über den Watzmann, wollte mit den Huberbuam drehen. Dabei heraus kam nun eine generationenübergreifende Doku über die Familie Huber. Und zwar nicht nur zwei, sondern sogar drei Generationen. Denn Thomas Huber junior ging für den Film mit seiner 13-jährigen Tochter Philo bis zur Mittelspitze des Watzmanns. „Auch das war für mich ein unvergessener Moment“, erzählt er. Zwar ist seine Tochter eher „Genusskletterin“, wie er sagt. Sie bouldert gerne. „Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden“, sagt Thomas Huber und lacht.

Sein Vater bezeichnete die Watzmann-Ostwand einmal als „Klettertour der scharfen Sorte“. Über 100 Mal hat er sie gemeistert, er kennt die Aufstiege, auch den Salzburger Weg, der als der schwierigste gilt. Seine Söhne sind den nun das erste Mal gegangen. „Wir waren überrascht über die Steilheit, Schönheit und die Schwierigkeiten der Kletterei“, sagten sie danach.

Bei ihrer Tour hatten die Hubers auch drei Bergführer dabei. Und zwei Kameramänner. Begleitet wurden sie außerdem von einem Hubschrauber, der mit Spezialkameras Aufnahmen machte. Ursprünglich war der Salzburger Weg im oberen vierten Schwierigkeitsgrad angeordnet, sagt Thomas Huber junior. Das hält er für „vollkommen unterbewertet“. Die Route gehöre in den oberen fünften Schwierigkeitsgrad, betont er. „Man muss dafür ein versierter Alpinkletterer sein.“ Der Weg ist lang, rund 2100 Höhenmeter sind zu überwinden. Der Aufstieg: beschwerlich. Denn die Mittagshitze war enorm, das hat dem 81-Jährigen zugesetzt. Nach der Hälfte der Strecke „ist der Papa auf dem Zahnfleisch dahergekommen“, sagt Thomas Huber junior. „Aber mein Vater gibt nicht auf.“ Auch deshalb wird er immer sein Vorbild sein. In der Gipfelschlucht stießen die Kletterer auf eine Quelle. „Damit hat mein Papa seine Energiequellen wieder aufgetankt“, berichtet der 53-Jährige. Und sein Bruder Alexander ergänzt: „Er machte einen Schritt langsamer, er ist ja erfahren.“

Rund zwölf Stunden dauerte die Tour, bis das Ziel schließlich erreicht war. „Die Ankunft war ein einmaliger, besonderer Moment – und die Freude war groß“, sagt Alexander Huber, der mit seinem Vater regelmäßig in den Bergen unterwegs ist – ob in den heimischen Alpen, in Jordanien oder den Dolomiten. Beschwerlich war dann aber der Abstieg: Ein Gewitter zog auf, Blitz und Donner begleiteten die Alpinisten. „Das war nicht ganz ungefährlich“, sagt Thomas Huber junior. Auf die erfolgreiche Tour anstoßen konnte das Team erst in der Wimbachgrieshütte – mit einem Bier. „Unser Papa hat das bravourös gemeistert“, sagt Thomas Huber. Und ergänzt: „Alt zu sein, heißt also nicht unbedingt, aufhören zu müssen.“ KILIAN PFEIFFER

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