Tegernsee – Gut zwei Jahre nach dem gewaltsamen Tod eines Augenarztes (60) in Tegernsee muss sich dessen Witwe wegen Mordes vor dem Landgericht München II verantworten. Der Prozess beginnt heute, der 48-jährigen gelernten Krankenschwester wird vorgeworfen, ihren Mann vergiftet zu haben. Sie hat bislang keine Angaben gemacht.
Am Vormittag des 8. August 2018 hatte sie angeblich ihren Mann leblos im Bett aufgefunden, sie rief ihren Hausarzt, der konnte nur noch den Tod des 60-Jährigen attestieren. Eine Todesursache fand er nicht. Der Mann war zuvor gesund gewesen. Die Polizei ordnete eine Obduktion an. Es stellte sich heraus, dass dem Augenarzt zwei Substanzen gespritzt worden waren, nämlich Insulin und Morphium. Offenbar starb er am letztgenannten Medikament. Die Polizei hatte in der Nähe seines Bettes eine Spritze gefunden und war zunächst davon ausgegangen, dass sich der Mediziner das Opiat vielleicht selber gespritzt oder es sich hatte spritzen lassen – quasi wie bei einem Tod auf Verlangen. Vier Monate nach dem Tod des Augenarztes wurde seine Witwe festgenommen. Die Staatsanwaltschaft legte ihr Habgier, Heimtücke und niedere Beweggründe zur Last. Offenbar hatte es die gebürtige Bulgarin auf das Vermögen ihres Mannes abgesehen.
Den Nachbarn waren an dem Paar keine offensichtlichen Veränderungen aufgefallen. Allerdings hatte der 60-Jährige zuletzt angeschlagen gewirkt. Möglicherweise lebten die Eheleute aber auch schon getrennt in zwei Wohnungen, allerdings in der Nachbarschaft. Für eine der Wohnungen soll die Angeklagte zwei Monate vor dem Auffinden der Leiche eine Nutzungsänderung zu einer Ferienwohnung öffentlich bekannt gemacht haben. In den fünf Ehejahren soll sie des Weiteren sein Vermögen an sich genommen haben.
Das Verfahren wird vermutlich ein reiner Indizienprozess sein und sich über etliche Sitzungstage hinziehen. Momentan ist der Prozess bis Anfang November terminiert. Dann dürfte auch herauskommen, wie die Ermittler der Witwe auf die Spur kamen. Sie wurde erst ein halbes Jahr nach dem Ableben ihres Mannes unter Mordverdacht festgenommen und sitzt seither in U-Haft in Aichach. Zuvor soll sie nachts die Urne mit der Asche ihres Mannes vom Tegernseer Friedhof entwendet haben. Deshalb lautet die Anklage auch auf Störung der Totenruhe. ANGELA WALSER