Tegernsee – Ekaterina S. hätte gerne etwas gesagt. Immer wieder setzte sie zu einer Erklärung an. Doch dann griff ihr Verteidigerin Garina Hamel durch den schmalen Schlitz der Corona-Schutz-Verbauung auf die Schulter, um sie zum Schweigen zu bringen. „Unsere Mandantin lässt sich heute nicht ein“, sagte später Mitverteidiger David Mühlberger. Sie könne Lebenslauf und Sachverhalt nicht trennen, begründete er diese Maßnahme.
Ekaterina S. soll Schreckliches getan haben. Im August 2018 soll sie in Tegernsee (Kreis Miesbach) ihren Mann umgebracht haben. Dafür gab ihm die gelernte Krankenschwester zunächst ein starkes Schlafmittel. Es sollte sich um sein abendliches Antidepressivum handeln. Als er einschlief, spritzte sie dem nicht an Diabetes leidenden Mann Insulin, mehrmals sogar. Doch der Mann starb nicht. Deshalb griff sie in den Morgenstunden des 8. August zu drei Ampullen Morphium. Schließlich starb der 60-jährige Ruheständler.
So steht es jedenfalls in der Anklage. Und, dass der Mann zu nichts mehr nütze war. Sein Vermögen hatte sie im Verlauf der Ehe schon auf sich überschrieben. Die Wohnung am Tegernsee gehörte ihr ebenfalls – er genoss allenfalls noch ein lebenslanges Nießbrauchsrecht. Bei ihrem Mann war also finanziell nichts mehr zu holen, und im Hintergrund winkte schon die nächste Beziehung zu einem vermögenden und zugleich gutgläubigen Herrn. „Durch den Tod ihres Mannes beabsichtigte die Angeschuldigte, sich dessen verbleibendes Vermögen als Erbe zu sichern“, las Staatsanwalt Matthias Braumandl vor. Regungslos verfolgte die 49-Jährige seine Worte.
In der Tatnacht hatten die beiden zum Abendessen noch eine Pizza mit Meeresfrüchten verspeist. Mit dabei war ein demenzkranker Nachbar (93), den Ekaterina anschließend in seine Wohnung und dort zu Bett brachte.
Daheim legten sich die Eheleute ebenfalls schlafen. Vorher hatten sie noch Sex. Der 60-Jährige fühlte sich geborgen und witterte keinerlei Gefahr. Am nächsten Morgen war er tot. Ekaterina ließ ihren Mann einäschern und auf dem Tegernseer Friedhof beisetzen. Es sei ein Selbstmord gewesen, erzählte sie.
Irgendwann nachts schlich sie zum Friedhof, öffnete mit einem Akku-Schrauber die Grabplatte und entwendete die Urne. Einen kleinen Teil der Asche füllte sie in ein Glas und schrieb den Vornamen ihres Mannes darauf. Den Rest füllte sie in den Bezug ihres Kopfkissens. Auch das steht in der Anklage. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.