Viel Lärm ums Laub

von Redaktion

VON CLAUDIA SCHURI

München – Es knistert auf dem Boden, die Bäume leuchten in Rot, Gelb und Braun: Mit dem Herbstbeginn fallen langsam wieder die Blätter ab. Mathias Pfeiffer betreibt einen Hausmeisterservice in Weilheim und räumt mit seinen Kollegen die Blätter weg: „Ohne die Laubbläser geht es nicht“, findet er. Das Laub mit dem Rechen zu beseitigen, sei viel zu aufwendig. „Die Zeit zahlt niemand“, sagt er. „Das rechnet sich nicht.“ Zudem sei es mit den Geräten möglich, viel sauberer zu arbeiten. Das entfernte Laub werde entweder zu Igelhaufen aufgeschüttet oder in Säcken gesammelt und entsorgt. Inzwischen gibt es neben den klassischen, mit Benzin betriebenen Laubbläsern auch leisere Geräte mit Akkus. In Pfeiffers Firma werden beide genutzt. „Vom Luftdurchsatz sind sie gleichwertig“, sagt er.

In vielen Gemeinden, Städten und Kreisen sind ebenfalls Laubbläser im Einsatz. In Haar (Kreis München) jedoch hat der Gemeinderat beschlossen, dass die Gemeinde ab September auf die Geräte verzichten soll. Nur wenn sonst die Verkehrssicherheit nicht gewährleistet werden kann, dürfen sie ausnahmsweise verwendet werden. Der Bauhofleiter äußerte aber vor der Entscheidung Bedenken, dass es schwierig werden könne, große Flächen von Laub frei zu halten. Langfristig wären eine neue Kehrmaschine und ein weiterer Mitarbeiter nötig. Jetzt gibt es eine einjährige Testphase.

Auch der Bayerische Landtag hat sich mit dem Thema beschäftigt. Die Grünen hatten beantragt, auf staatlichen Flächen keine Laubbläser mehr zu verwenden. Außerdem solle sich die Regierung für ein Verbot auf Bundesebene einsetzen. Doch der Ausschuss für Umwelt und Verbraucherschutz lehnte den Vorschlag mehrheitlich ab.

Naturschützer plädieren aber dazu, auf Laubbläser zu verzichten. Denn: „Viele Geräte haben einen großen Lärm- und Schadstoffausstoß“, sagt Christine Margraf vom Bund Naturschutz. Bläser mit Akku seien zwar etwas besser – aber immer noch problematisch. „Laub hat eine wichtige ökologische Funktion“, erklärt sie. Wo es niemanden stört, empfiehlt sie deshalb, es liegen zu lassen. Ist das nicht möglich, sei es besser, die Blätter mit einem Rechen zusammenzukehren. Auf keinen Fall solle man Laubsauger verwenden. „Damit werden alle Tiere aufgesaugt“, sagt sie.

Davor warnt auch Markus Erlwein vom Landesbund für Vogelschutz. „Die Laubsauger sind wie eine große Häckselmaschine, die Insekten und Kleintiere zerhäckselt“, sagt er. Sogar junge Igel oder Frösche könnten getötet werden. Laubbläser wiederum würden „alles an Insekten und Würmern wegblasen“, so Erlwein: „Das ist aber eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele Tiere.“ Auch viele Schmetterlingslarven würden ihren Unterschlupf verlieren. Hinzu käme die Feinstaub- und Lärmbelastung: „Ein Laubsauger ist ungefähr so laut wie ein Presslufthammer“, betont Erlwein.

Er rät Gartenbesitzern deswegen zum „Mut zur Wildnis“: „Wenn man im Beet Laub lässt, schützt es den Boden“, erklärt er. Auch die Igel würden sich über Laubhaufen als Schlafplatz freuen.

Entfernt werden muss das Laub jedoch auf Gehwegen. „Hat die Gemeinde die Pflicht zum Kehren auf die Hausbesitzer übertragen, sind sie für die Verkehrssicherheit verantwortlich“, warnt die Verbraucherzentrale Bayern. Das heißt: Wenn jemand auf glitschigem Herbstlaub ausrutscht und sich verletzt, kann es sein, dass der Hausbesitzer zahlen muss. Der Rechen hat hier einen weiteren Vorteil: Er darf nach Feierabend und an Feiertagen genutzt werden – für Laubbläser dagegen gelten für Privatleute eingeschränkte Betriebszeiten.

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