Erstmals seit 2009: Bayern schrumpft

von Redaktion

VON DIRK WALTER

München – Das gab es zuletzt vor über zehn Jahren: Die Einwohnerzahl in Bayern ist leicht rückläufig. Zum Stichtag 30. Juni lebten im Freistaat 13,12 Millionen Menschen – 1200 Personen weniger als zu Jahresbeginn, berichtet das Bayerische Landesamt für Statistik. Im ersten Halbjahr 2019 war die bayerische Bevölkerung noch um über 20 000 Personen angewachsen. In den Jahren davor gab es jedes Mal ein Plus. Einzige Ausnahme: Das erste Vierteljahr des Jahres 2009, als es ebenfalls einen Rückgang gab. Damals sank die Bevölkerungszahl um 25 000 Personen, sagt Gunnar Loibl vom Statistischen Landesamt in Fürth.

Der Rückgang ist eine Ausnahme, denn eigentlich ist Bayern seit Jahrzehnten Wachstumsregion. Seit 1960 (9,5 Millionen) gab es einen Zuwachs von über 3,5 Millionen Bürgern. Grund für das plötzliche Minus jetzt ist die Corona-Krise. Die Schließung der Grenzen und der Lockdown haben zu der neuen Entwicklung geführt, sagt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). „Der zwischenzeitliche Stillstand der Wirtschaft und die Einschnitte am Arbeitsmarkt waren auch in Bayern deutlich zu spüren.“

Statistiker nennen mehrere Faktoren, die zum Minus geführt haben. Zum einen die geschrumpfte Zuwanderung. Zwar wanderten trotz der Krise 800 Personen aus anderen Bundesländern und 9100 Personen aus dem Ausland zu. Doch dieser Zugewinn von insgesamt 9900 Personen – die Statistiker sprechen von einem „Wanderungsplus“ – ist deutlich geringer als der früherer Jahre. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2019 lag das „Wanderungsplus“ noch bei über 30 000 Menschen.

Hinzu kommt ein anderer Trend: Bayern verzeichnet traditionell mehr Todesfälle als Geburten. So war es auch diesmal. Im ersten Halbjahr starben 8700 Personen mehr als geboren wurden. Berücksichtigt man dazu „buchungstechnische“ Korrekturen an der Bevölkerungsstatistik – einzelne Gemeinden hatten ihre Einwohnerzahl korrigiert und dies jetzt gemeldet – ergibt das den neuen Trend: Bayern schrumpft!

Allerdings, und das macht es etwas kompliziert, nicht überall. In Oberbayern, Niederbayern und Schwaben gab es selbst im ersten Halbjahr 2020 noch leichte Zuwächse. Um so stärker aber war der Rückgang in den anderen Regierungsbezirken wie Oberpfalz oder in Franken.

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