Sehr verehrte Damen, geschätzter Leser, es sei mir erlaubt, mich vorzustellen: Manfred Schauer heiß ich, geboren im Frühling 1953 als Sohn meiner Eltern. Schul- und Ausbildungsabschluss als Großhandelskaufmann. In der Münchner Großmarkthalle hab ich sehr viel Zeit verbracht. Fast immer eine sehr schöne und ehrliche Zeit. Damals waren Verträge auch per Handschlag gültig. Dorthin bin ich durch den elterlichen Frucht- und Christbaumhandel gekommen. Vom Christbaumhandel hab ich die Sparte Tannengrün übernommen und mich damit 1976 selbstständig gemacht. Die Firma führte ich bis 2005 in der Großmarkthalle. Der Schichtl ist mir (oder ich ihm) 1985 passiert. Die Leidenschaft meines Lebens. Auf fast nix bin ich so stolz wie in 151 Jahren der erst vierte Schichtl sein zu dürfen. Daneben betreibe ich ganzjährig eine Veranstaltungsfirma. Thema: „Nix, was der Mensch braucht, aber alles, was Freude macht“. Von diesem Planeten geh ich voraussichtlich am Ende meines Lebens. Früher sterben bringt nix. Davor besuch’ ich Sie aber noch ein paar Samstage in Ihrem OVB und wünsche Ihnen noch viel Verständnis beim Lesen. Heute wird’s in dieser Kolumne menschlich – denn die Menschen sind schon komische Leute. Vorweg: Mir ist es schon mal besser gegangen (koa Wiesn), aber auch schlechter. Was so gut wie oft hilft, wenn’s einem nicht ganz so extra geht, ist, sich einfach a bisserl zurück und grundsätzlich nicht so wichtig zu nehmen. Das ist jetzt leichter geschrieben als gelebt, ich tu gerade beides. Ein wesentlicher Teil meiner Persönlichkeit ist die Figur des „Schichtl“. Was ich an mir alias dem Schichtl mag, ist, dass ich garantiert nicht fehlerfrei bin. Mit dieser Erkenntnis lebt es sich zwar nicht leichter, aber man geht nicht so leichtfertig mit der Wahrnehmung seiner Zeitgenossen um. Gerne schleicht sich eine Vermischung von Be- und Verurteilung schon im Augenblick des ersten Kontakts ein. Kein Mensch ist ohne Fehl und Tadel – und sollte es doch so einen Menschen geben, es wär furchtbar. Allein, sich dafür zu halten, ist dann schon das Rüstzeug zum größten Präsidenten aller Zeiten. Hätte der eine Hamburger-Kette, sie müsste McDepp heißen. Die Deutung von fehlerhaft ist ein Kapitel für sich. Die Reflektion seines Ichs ist jetzt nicht die leichteste aller Ego-Übungen. Am entspanntesten mit all seinen Macken, Haken und Ösen lebt es sich, wenn man einfach das ist, was man ist. Das heißt authentisch. Sind nimmer viele, die so sind. Willy Michl ist so jemand. Oder der Ringo, der Henker vom Schichtl. Wer so lebt, weil er einfach so ist, ist meiner persönlichen Wahrnehmung nach mit sich mehr im Reinen und im Alltag viel entspannter. Angeben und vorgeben, was man gern sein möchte, ist die Paradedisziplin der „Schickeria“ (ohne die es scho a bisserl langweiliger im schönen München wär). So oder so, ich mag Menschen, die nicht perfekt sind – weil sie so gut zu mir passen. Da könnt man jetzt weiter schwadronieren, dass dann quasi jeder zu jedem passt, weil ja niemand perfekt ist. Das verhält sich wie Schrauben und Muttern: Aufs Gewinde kommt’s an, damit es passt. Beilagscheiben lass ich mal außen vor, weil die meistens ihren Platz dazwischen haben. Hier, geneigter Leser, ist jetzt Platz zur eigenen Interpretation.
Habe die Ehre, Manfred Schauer