München – Die Münchner Polizei wird von einem Drogen-Skandal erschüttert – und die Verdächtigen kommen aus den eigenen Reihen. Allein 15 Beamte wurden am Mittwoch nach der großen Razzia vom Dienst suspendiert, weitere stehen unter dringendem Verdacht. „Wir ermitteln insgesamt gegen 21 Polizisten“, sagt Ludwig Waldinger, stellvertretender Pressesprecher des Landeskriminalamtes (LKA). Sie sollen Drogen und Dopingmittel besessen, konsumiert und auch untereinander verkauft haben.
Wie tief der Drogensumpf tatsächlich ist, zeichnet sich mittlerweile immer deutlicher ab. Die Ermittlungen richten sich nach aktuellem Stand gegen Polizisten von neun verschiedenen Münchner Dienststellen, bestätigt die Staatsanwaltschaft. Mehr als zehn der insgesamt 21 verdächtigten Beamten gehören zur Altstadtwache P 11 in der Hochbrückenstraße. Nach Informationen unserer Zeitung soll auch die Polizeiinspektion 23 in Giesing betroffen sein, wo Beamte mutmaßlich mit Anabolika gehandelt haben. Auch dort wurden mehrere Polizisten suspendiert. Des Weiteren steht die Polizeiinspektion Neuhausen im Fokus der Ermittler: Dort wurden ebenfalls zwei Beamte suspendiert. Ein weiterer beschuldigter Beamter verrichtete seinen Dienst bei der Bereitschaftspolizei. Ein anderer verdächtiger Polizist hatte seinen Dienst unterbrochen, um an der Hochschule der Polizei in Fürstenfeldbruck zu studieren.
Die Ermittlungen gegen die Münchner Polizei sind die größten, die es je gab. Allein 19 Staatsanwälte, 70 LKA-Beamte, 100 Polizisten sowie Diensthundeführer des Zolls und Spezialeinsatzkommandos hatten am Mittwoch die Wohnungen von 18 Polizisten sowie 37 Dienststellen in München und Umgebung durchsucht. Die Ermittler müssen jetzt 20 Mobiltelefone mit 1,6 Millionen Chat-Nachrichten auswerten sowie eine Million Bild- und 25 000 Videodateien.
Klar ist: Das beschlagnahmte Material wird zu neuen Hinweisen führen – und wohl weitere Beamte überführen. Das bestätigt die Deutsche Polizei-Gewerkschaft: „Bei Ermittlungen zu Drogendelikten ist es eigentlich so, dass immer sehr viele Nachfolgedelikte bekannt werden. Da ist ein Rattenschwanz dran“, sagt Jürgen Köhnlein, Chef des bayerischen Landesverbandes. Seine Vermutung: Es könnten, wenn es blöd läuft, in einigen Monaten auch zehn Fälle mehr sein. A. THIEME, L. FELBINGER