Studie zur Verbreitung von Pestiziden sorgt für Ärger

von Redaktion

München/Berlin – Eine Verbreitung von Pestiziden durch die Luft weit über die Äcker hinaus muss aus Sicht von Bundesumweltministerin Svenja Schulze dringend eingedämmt werden. „Wir wissen überhaupt noch nicht, wie dieser Cocktail aus verschiedenen Pflanzenschutzmitteln am Ende wirkt“, sagte die SPD-Politikerin gestern in Berlin zur Vorstellung einer von Bio- und Umweltorganisationen erstellten Studie. Um gegenzusteuern, solle unter anderem bei der Zulassung von Stoffen und einem deutlich reduzierten Pestizid-Einsatz angesetzt werden.

Laut der Studie verbreiten sich viele Pestizide bis in Städte und Nationalparks hinein, wie das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft und das Umweltinstitut München als Auftraggeber mitteilten. Insgesamt seien 138 Stoffe mit Bezug zur Landwirtschaft gefunden worden, darunter das umstrittene Unkrautgift Glyphosat. Ausgewertet wurden demnach Daten zu insgesamt 163 Orten im Umkreis von weniger als 100 Metern bis zu mehr als 1000 Metern Entfernung zu möglichen Quellen.

Für die Analyse wurden den Angaben zufolge von März bis November 2019 an 116 Orten Pestizide in der Luft ermittelt – mit Sammelgeräten, über Filtermatten in Lüftungsanlagen von Gebäuden, über Funde in Bienenstöcken und die Analyse von Baumrinden.

Das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft, das unter anderem Bio-Anbieter vertritt, kritisierte, immer wieder würden biologisch bewirtschaftete Flächen durch Ackergifte kontaminiert. Nötig sei ein Fonds, der Ökolandwirten Schäden ausgleiche und durch die Pestizidhersteller gespeist werden solle.

Das Umweltbundesamt erklärte, die Studie liefere wertvolle Daten zur Verbreitung über die Luft – die bisherige Datenlage sei dürftig. Für Abstände bis zu 20 Meter werde in der Zulassung untersucht, ob Mittel Umweltrisiken hätten. Weiter entfernt gefundene Konzentrationen hätten zumindest unmittelbar keine Gefahr für Tiere und Pflanzen, da sie überwiegend deutlich unter dem lägen, was im Nahbereich zugelassen würde.

Der Deutsche Bauernverband verweist auf Anfrage auf den Industrieverband Agrar, der die Pestizidhersteller vertritt. Dort nannte man die Studie „alarmistisch und wissenschaftlich nicht valide“. Es lasse sich heute jeder beliebige Stoff im Spurenbereich nachweisen. Die Mengen seien jedoch minimal, so dass sie für Mensch und Umwelt unbedenklich seien.

Auch das Bundesamt für Risikobewertung sieht beim sogenannten Abdrift von Pestiziden kein gesundheitliches Risiko, wie es gestern mitteilte. Der alleinige Nachweis von Substanzen lasse keine hinreichenden Rückschlüsse auf mögliche Wirkungen zu.  dpa

Artikel 6 von 10