München – Die bayerischen Bistümer wollen – mit einer Ausnahme – zeitnah Kommissionen zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche einrichten. „Wir waren uns einig, dass in Bayern alle den Weg gehen wollen – bis auf Regensburg, die ihre eigene Geschichte machen“, sagte der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, am Donnerstag als Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz nach der Herbstvollversammlung des Gremiums. „Wir sind da intensiv dran.“ Er geht davon aus, dass die Kommission in seinem Bistum die Arbeit zum Jahresbeginn 2021 aufnehmen wird. Schwierig sei nach wie vor beispielsweise, wie Betroffene angemessen in die Kommissionen einbezogen werden können.
Ende April hatte der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) sich auf eine „Gemeinsame Erklärung über verbindliche Kriterien und Standards für eine unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland“ geeinigt und beschlossen, Aufarbeitungskommissionen in allen 27 Bistümern einzusetzen.
Das Bistum Regensburg will einen Sonderweg gehen, wie Bistumssprecher Clemens Neck bestätigte. „Regensburg hatte das, was die DBK in der Verfahrensfrage beschloss, bereits in den vergangenen Jahren durchgeführt“, sagte er. „Das hatte auch mit dem besonderen Fokus auf die Domspatzen zu tun.“ Zwei Studien haben sich bereits mit Missbrauch und Gewalt bei den Regensburger Domspatzen befasst.
Betroffene seien in Regensburg auch an der Antwort auf die Frage beteiligt gewesen, wie viel Geld Opfern von sexuellem Missbrauch in der Kirche gezahlt werden sollte, sagte Neck. Im August hatte das Regensburger Bistum bekannt gegeben, seine Zahlungen für die Opfer sexuellen Missbrauchs auf bis zu 50 000 Euro aufzustocken – eine Zahl, auf die sich die DBK erst vergangene Woche einigte.
Bayerns Bischöfe solidarisierten sich außerdem mit einer wegen Gewährung von Kirchenasyl angeklagten Benediktineräbtissin. „Die Bischöfe sehen keinen Grund für eine Verurteilung“, sagte Kardinal Reinhard Marx. Mutter Mechthild, Leiterin des oberfränkischen Klosters Kirchschletten, habe sich an alle Absprachen zwischen Staat und Kirche gehalten. Die Ordensfrau sieht sich mehreren Strafverfahren wegen Beihilfe zu unerlaubtem Aufenthalt gegenüber, weil sie Frauen in besonderen Notlagen Kirchenasyl gewährt hat.
Die Bischöfe forderten das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge auf, strengere Regeln für das Kirchenasyl zurückzunehmen. „Wir bedauern sehr, dass das Bamf seit 2018 einseitig die Dinge verschärft hat und finden das nicht richtig“, sagte Marx. „Da glauben Leute, wir verstecken die irgendwo im Keller. Das ist nicht richtig.“
Auch über die anstehenden Feiertage berieten die Bischöfe. So sollen Katholiken in Bayern dazu ermutigt werden, Gräber ihrer Angehörigen an Allerheiligen selbst mit Weihwasser zu segnen. Für die Weihnachtszeit kann sich Marx Gottesdienste im Freien vorstellen. Dafür wünscht er sich landesweit einheitliche Regelungen: „Wir würden uns wünschen, dass die bayerische Staatsregierung die Rahmenbedingungen so macht, dass sie nicht völlig unterschiedlich sind.“ (mit kna)