Die Schwammerl sind zurück

von Redaktion

München – München macht sich winterfest – allen voran die Wirte. Am Elisabethmarkt zum Beispiel trotzen wasserdichte Windschutzplanen dem Wetter. In Schwabing spitzen dicke Markisen zwischen luftigen Sonnenschirmen hervor, und in Haidhausen strahlen die ersten Heizpilze. Dabei hat die Stadt vergangene Woche erst beschlossen, dass die beliebten Parkplatz-Terrassen, die sogenannten Schanigärten, in die Verlängerung gehen und während der zapfigen Jahreszeit zusätzlich beheizt werden dürfen.

Es ist Punkt zwölf Uhr, als wir Luciano Marchesano in seinem Restaurant, dem „Il Padrino“ an der Kirchenstraße, treffen. Es ist windig, die Straßen sind nass. Trotzdem ist der Italiener gut gelaunt, denn seine Terrasse ist voll. „Ich bin so froh, dass wir unseren Außenbereich beheizen dürfen“, sagt Marchesano. „Wer will schon in der Kälte sitzen und bibbernd an seiner Pizza fieseln? Ungemütlicher geht’s ja kaum!“

In weiser Voraussicht hat der Gastronom bereits im September drei Heizschwammerl bestellt und direkt an seine Sonnenschirme angeschlossen. Das Ergebnis freut nicht nur den Restaurantbetreiber, sondern auch seine Gästen, wie der volle Außenbereich beweist.

Knapp 900 Euro hat sich Luciano Marchesano die wohlige Wärme in seinem Schanigarten kosten lassen. Und immer mehr Kollegen ziehen nach. Oder besser gesagt wollen nachziehen. Denn wer im Moment einen Heizpilz im Internet bestellen will, muss mit wochenlangen Wartezeiten rechnen. „Von einem Kollegen weiß ich, dass die Teile frühestens in sechs Wochen geliefert werden können“, erzählt Marchesano. „Bis dahin haben wir schon November!“

Ignaz Schmid hatte Glück. Der Betreiber des Wintergartens am Elisabethmarkt konnte gerade noch sechs Heizstrahler ergattern. Der Gastronom hat sich für die hängende Variante entschieden. Während seine Gäste seitlich von wasserdichten Windschutzplanen geschützt werden, spenden die stilvollen Strahler von oben wärmendes Licht.

Doch so hübsch die Wärmelampen auch anzuschauen sind – sie polarisieren. Vor allem Umweltschützern sind sie ein Graus. Schließlich stößt so ein Konstrukt bei voller Leistung bis zu 3,5 Kilogramm Kohlendioxid aus. Bei einer durchschnittlichen Betriebsdauer von 36 Stunden pro Woche entstehen dadurch bis zu vier Tonnen Kohlendioxid im Jahr. Das entspricht dem Ausstoß eines Neuwagens, der jährlich 20 000 Kilometer fährt, oder dem Ausstoß eines Niedrigenergiehauses.

Wie viele Gastronomen künftig tatsächlich von ihrem Recht Gebrauch machen und einen Heizpilz in ihrem Außenbereich aufbauen, bleibt abzuwarten. Noch liegen der Stadt jedenfalls keine aktuellen Zahlen vor. SARAH BRENNER

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