Garmisch-Partenkirchen/Bangkok – Maha Vajiralongkorn, oder Rama X., lebt schon seit einiger Zeit in Bayern ein Luxusleben. Der 68-Jährige besitzt eine Villa am Starnberger See, wohnt aber seit Monaten samt Entourage in einem Hotel in Garmisch-Partenkirchen. Dort gab es schon Proteste – „Krimineller König“, hieß es auf einer Lichtinstallation, die im Mai dieses Jahres Menschenrechtsaktivisten an die Hotelfassade warfen.
Noch viel heftiger rumort es in der Heimat des Potentaten. Immer wieder gehen vor allem Studenten auf die Straße und fordern eine Reform der Monarchie – speziell was jene Gesetze betrifft, die drakonische Strafen für Kritik an den Royals vorsehen. Die jungen Aktivisten verlangen dabei nicht einmal eine Abdankung des Regenten, sondern schlicht mehr Demokratie und das Recht auf freie Meinungsäußerung. Bislang riskiert man in Thailand 15 Jahre Haft für die Beleidigung des Königs oder seines Hofes.
Die Protestbewegung ist jung, modern und kreativ. So hat sich der Dreifingergruß der Rebellen aus der Science-Fiction-Filmreihe „Die Tribute von Panem“ längst zum Symbol des Widerstands entwickelt. Und im August wurde gar Harry Potter für eine Kundgebung herangezogen. König Vajiralongkorn war plötzlich „Er, dessen Name nicht genannt werden darf“, in Anlehnung an Lord Voldemort, den Bösewicht aus der Saga von J.K. Rowling.
Der Menschenrechtsaktivist Anon Nampa, eines der bekanntesten Gesichter der Bewegung, betonte bei einer Demo: „Wir haben das Thema seit vielen Jahren unter den Teppich gekehrt!“ Viele hätten heute Fragen zur Monarchie. Es gehe nicht darum, diese abzuschaffen, sondern darum, ihr nicht immer mehr Macht einzuräumen.
Dass die Proteste abflauen werden, ist unwahrscheinlich. Im September war es der Bewegung in Bangkok gelungen, der Polizei einen Brief an den König mit zehn Vorschlägen für eine Reform der Monarchie zu übergeben. Auch hatten Aktivisten auf dem riesigen Platz Sanam Luang unweit des alten Königspalastes eine Messingtafel einzementiert. Die Inschrift: „Dieses Land gehört dem Volk und nicht dem Monarchen.“ Aber nur einen Tag später war die Plakette verschwunden. Die Behörden hatten sie entfernt. Die Folge: Die Demokratie-Plakette ist jetzt überall präsent und ziert T-Shirts, Smartphonehüllen und Schlüsselanhänger.
Es gibt in Thailand aber auch noch treue Anhänger der Monarchie. Den König stützt die Militärregierung, allen voran der ehemalige Putsch-General und heutige Regierungschef Prayuth Chan-o-cha, dessen Rücktritt jetzt ebenfalls gefordert wird. „Die Thai-Bevölkerung ist gespalten“, meint Paul Chambers, Militärexperte und Dozent an der Naresuan-Universität im Norden des Landes. Und es gibt auch treue Königs-Anhänger. Das sind vor allem Nachwehen der Regentschaft Bhumibols, des 2016 gestorbenen Vaters von Vajiralongkorn. Bhumibol wurde fast gottgleich verehrt.