München – Rotkehlchen, Eisvogel, der freche Spatz oder der schnelle Wanderfalke? Wird einer von ihnen oder vielleicht noch ein ganz anderer gefiederter Freund von den Bürgerinnen und Bürgern zum „Vogel des Jahres 2021“ gewählt? Zum ersten Mal in der 50-jährigen Geschichte dieser besonderen Wahl hat jetzt die Bevölkerung die Möglichkeit, ihren Lieblingsvogel zu benennen. Die Naturschutzverbände LBV und NABU starten diese einmalige Aktion, um im Jubiläumsjahr die Bedeutung der 307 Vogelarten in Deutschland und deren Gefährdung noch stärker ins Bewusstsein zu rücken.
„Besonders in Zeiten, in denen die Menschen die Natur vor der eigenen Haustüre wieder entdecken, steigt das Interesse an der heimischen Vogelwelt und Artenvielfalt“, sagt Norbert Schäffer, Vorsitzender des LBV Bayern. „Ganz Deutschland ist nun eingeladen, bei der Wahl zum Vogel des Jahres mitzumachen. Hierfür braucht es keine besonderen Vorkenntnisse, nur den einen Vogel, der einem am Herzen liegt. Wir sind gespannt auf Ihre Vorschläge.“ Bislang war es ein Gremium aus den Präsidien und Vorständen der Naturschutzverbände, die den „Vogel des Jahres“ ausgewählt haben. Dabei haben sie sich meist für Vögel entschieden, die besonders bedroht sind. Der erste „Star“ war 1971 der Wanderfalke, von dem nur noch einige wenige Brutpaare übrig waren. Hier können die Vogelexperten einen Erfolg vermelden: die Bestände des schnellsten Vogels der Welt, der eine Geschwindigkeit von bis zu 322 Kilometern pro Stunde erreichen kann, sind heute wieder auf mehrere Hundert Brutpaare angewachsen. Andere Vogelarten bereiten den Naturschützern allerdings weiter große Sorgen: Der Lebensraum für Kiebitz, Rebhuhn und Großer Brachvogel wird immer kleiner. Die Feldlerche war gleich zweimal „Vogel des Jahres“ (1998 und 2019), weil ihre Anzahl sich innerhalb von diesen 20 Jahren um ein Viertel verringert hat. Als eine Ursache für das Schwinden der Arten nennen die Vogelschützer die Intensivierung der Landwirtschaft. Stabiler sind laut LBV die Vogelbestände im Wald und in den Dörfern und Städten.
Wer nun seinem Lieblingsvogel zum Sieg verhelfen will, der kann ab heute unter www.lbv.de/vogeldesjahres zunächst mitentscheiden, welcher Vogel in die Endrunde kommt. Und wer noch nicht genau weiß, wem er seine Stimme geben soll, der kann sich unter der Adresse kleine Porträts der Kandidaten ansehen. Über die Webseite kann man verfolgen, welcher Vogel den Schnabel vorn hat – und man darf sogar ein Wahlkampfteam für seinen Favoriten gründen. Die Vorwahl endet am 15. Dezember. Zur Endausscheidung kommen die „Top Ten“ der Vorwahl. Ab 18. Januar werden auf der Aktionswebseite alle zehn Kandidaten vorgestellt. Dann kann man direkt online wählen. Wie bei politischen Wahlen wird sogar ein Wahl-O-Mat angeboten – der hier allerdings Bird-O-Mat heißt.
Am 19. März 2021 schließlich, einen Tag vor Frühlingsanfang, wollen LBV und NABU den Lieblingsvogel der Deutschen verkünden. Und vielleicht macht ja doch ein „Gewinner“ aus der Vogelwelt das Rennen: Der Weißstorch etwa, dessen Brutpaar-Zahl deutlich angestiegen ist. Oder der Kranich, der nach erfolgreichen Schutzmaßnahmen der erste Vogel war, der von der „Roten Liste“ der bedrohten Tiere fliegen konnte. Auf geht’s: Der Wahlkampf für den Lieblingsvogel der Deutschen hat begonnen.