Wolfersdorf – „Es war damals verdammt knapp“, sagt Vincent Kammerloher aus Wolfersdorf (Kreis Freising) rückblickend. Vor sieben Jahren, im Sommer 2013, war der damals 22-Jährige an Leukämie erkrankt. Er brauchte eine Stammzellenspende – und seine Eltern stellten eine große Typisierungsaktion auf die Beine. 2382 Menschen aus 138 verschiedenen Orten ließen sich damals in Wolfersdorf in der Stammzellenspenderdatei der Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB) aufnehmen.
Heute hat Vincent Kammerloher den Krebs besiegt, sein genetischer Zwilling wurde gefunden. Am 11. Februar 2014 erhielt er die lebensrettende Spende.
Jetzt hat die AKB ausgewertet, wie vielen Menschen durch die Typisierungsaktion „Helfen Sie Vincent“ bisher geholfen werden konnte. Die Zahlen sind beeindruckend: Bis heute haben 36 der Personen, die sich in Wolfersdorf registrieren ließen, Stammzellen gespendet. So konnten 19 Menschenleben gerettet werden. Zwölf Patienten sind trotzdem verstorben, bei fünf Kranken hat die AKB keine Rückmeldung.
Dass die Aktion so erfolgreich war, freut auch Vincent Kammerloher riesig. „Das gibt einem eine wahnsinnige Rückbestätigung, dass man es damals einfach richtig gemacht hat, weil es im Nachgang so unglaublich viel gebracht hat“, erzählt er. Damals war er erst skeptisch, in der Öffentlichkeit um Hilfe zu bitten – jetzt ist er umso glücklicher, den Schritt gewagt zu haben. Ihm ist es ein großes Anliegen, über die Krankheit aufzuklären und für Stammzellenspenden zu werben. „Typisieren ist die einfachste Möglichkeit, ein Superheld zu werden“, sagt er. Das sei gerade jetzt wichtig, denn wegen der Corona-Krise ist es besonders schwierig, neue potenzielle Spender zu gewinnen.
Vincent Kammerloher ist sehr dankbar für sein zweites Leben. Seinen Spender Markus Kaufmann aus Nordrhein-Westfalen hat er inzwischen kennengelernt. Obwohl die beiden 500 Kilometer voneinander entfernt leben, sind sie gute Freunde geworden. „Wir verstehen uns, als ob wir alte Kindergartenfreunde wären“, sagt er. Auch seine Lebensfreude hat ihm die Krankheit nicht genommen. „Ich kann immer noch jeden Tag lachen“, sagt er. ANDREA BESCHORNER