Schwarzach am Main – Die mit mehr als 51 Jahren Verspätung im Kloster Münsterschwarzach angekommene Postkarte (wir berichteten) stammt unter anderem von Anselm Grün. Auf dem Foto der Karte ist das Datum vom 20. April 1969 gut erkennbar, auch der Stempel lässt den 21. April erahnen. Darunter klebt ein Aufkleber der Post mit der Zeile: „Sdg nachadressiert wg. unkorrekter Anschrift“. Die Grüße aus dem Gästehaus Sant’ Anselmo in Rom sind von einer Hildegard und vier Mönchen unterschrieben, darunter Anselm Grün. Der Benediktinerpater ist als Autor mehrerer spiritueller Bücher bekannt. Er erkenne auch seine Unterschrift, sagte Julia Martin, Sprecherin der Benediktiner-Abtei Münsterschwarzach in Unterfranken.
Damals war Anselm Grün noch Student in Rom. Seit Jahren lebt er in der Abtei, genau wie Pater Edgar Friedmann, der ebenfalls auf der Karte unterschrieb. „Beide haben sehr überrascht reagiert“, sagte Martin. „Wirklich erinnern können sie sich nicht, nur vage an eine Situation in diesem Kontext.“ Post aus der Ewigen Stadt braucht wohl manchmal einfach ewig.
Die Abtei vermutet, dass die Karte „irgendwo physisch bei der Post verschwunden“ war und nun zufällig wieder aufgetaucht ist. Die Deutsche Post hegt hingegen eine andere Vermutung: „Wahrscheinlich hat eine Person die Karte aufbewahrt und nun eingeworfen“, sagte ein Sprecher. Durch Umbauten und Umzug über die Jahrzehnte in den Betriebshallen der Post müsste die Karte aufgefallen sein. Drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung ist auch die alte Postleitzahl „West-8711“ längst nicht mehr gültig.
Wer die besagte Hildegard ist, blieb zunächst ein Rätsel. „Vielleicht meldet sich die Absenderin nun“, sagte Martin. Inzwischen wurde die Karte am schwarzen Brett im Kloster ausgehängt. lby