München/Nürnberg – Bayerns Jäger ziehen ungeachtet der steigenden Corona-Gefahren ihre Mitgliederversammlung mit bis zu 400 Teilnehmern am Samstag in Nürnberg durch. Der Landesausschuss des Jagdverbandes habe sich am Donnerstagabend mit großer Mehrheit für die Durchführung der Veranstaltung auf dem Nürnberger Messegelände ausgesprochen, sagte eine Verbandssprecherin. Es gebe grünes Licht sowohl vom Gesundheitsministerium als auch vom Gesundheitsamt der Stadt Nürnberg, sagte sie.
Dabei hatte es zuvor Kritik von oberster Stelle auch aus den eigenen Reihen gegeben. Der Vizepräsident des Verbandes, Thomas Schreder, gab zu Bedenken, zu dem Treffen kämen Menschen aus den Corona-Hot-Spots des Landes zusammen, darunter auch zahlreiche Politiker in den Reihen der Jägerschaft. „Wenn ich es alleine entscheiden müsste, dann würde ich der Gesundheit Vorrang geben“, sagte Schreder. Unter den 420 zur Versammlung angemeldeten Mitgliedern seien Leute aus den bayerischen Corona-Hotspots wie Berchtesgadener Land, Memmingen, Schweinfurt und dem Kreis Regen, für den das Landesamt für Gesundheit (LGL) gestern eine Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 91 meldete.
Die Stadt Nürnberg lag gestern bei 49,5 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen, minimal unter dem Warnwert von 50.
Aus der Politik kam deshalb deutliche Skepsis. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte gestern, Kongresse hätten sich zwat bisher – im Gegensatz etwa zu privaten Feierlichkeiten – nicht als Hotspots für das Infektionsgeschehen herausgestellt. So ganz wohl fühle man sich aber nicht dabei, gab er zu. „Der Landesjägertag liegt uns schwer im Magen.“
Innerhalb des bayerischen Jagdverbandes gibt es seit einiger Zeit Verwerfungen. Seit dem Rückzug des Präsidenten Jürgen Vocke vor einem Jahr steht Bayerns Jägerschaft ohne Präsidenten da. Das Amt hat kommissarisch Vizepräsident Schreder übernommen, der sich auch um die Nachfolge Vockes bewirbt. Als Gegenkandidat tritt der CSU-Landtagsabgeordnete Ernst Weidenbusch an. Er rückte für Staatssekretär Roland Weigert (FW) nach, der seine Kandidatur „schweren Herzens“ zurückgezogen hatte, nachdem das Kabinett beschlossen hatte, dass Minister und Staatssekretäre keine ehrenamtlichen Spitzenämter mehr bekleiden dürfen. lby/dg