München – Die privaten Waldbesitzer in Bayern klagen seit Langem über die niedrigen Holzpreise – nun bekommen auch die Staatsforsten die Folgen von Stürmen, Trockenheit und Borkenkäfern auf den Holzmarkt zu spüren. Erstmals seit der Gründung des staatlichen Forstunternehmens vor 15 Jahren rutschen die Bayerischen Staatsforsten tief in die roten Zahlen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr beläuft sich der Nettoverlust auf 80 Millionen Euro, der operative Verlust liegt bei 36 Millionen Euro. Im Vorjahr stand noch ein kleines operatives Plus von 1,2 Millionen Euro.
Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) sprach am Freitag von einer schweren, seit Jahrzehnten nicht gekannten Holzmarktkrise. Und Staatsforstenchef Martin Neumeyer sieht aktuell die schwierigste Phase seit der Unternehmensgründung für die Staatsforsten. Der Vorstand hat den Staatsforsten deshalb einen Konsolidierungskurs verordnet. Bereits im August wurde mit Manfred Kröninger ein neuer Finanzvorstand berufen, der dabei helfen soll, das Unternehmen liquide zu halten. Er betonte, die Staatsforsten müssten sich nun aufs Kerngeschäft, den Schutz und Erhalt des Waldes, konzentrieren. Bei Sachinvestitionen – etwa größere Bauprojekte wie in der Vergangenheit – müsse in den nächsten Jahren deutlich zurückhaltender agiert werden. Insgesamt soll das Unternehmen eine „strukturelle Neuausrichtung“ bekommen, wie Ministerin Kaniber ankündigte. Auf die Personaldichte sollen diese Pläne aber keine schwerwiegenden Auswirkungen haben.
Füllen wollen die Staatsforsten das aktuelle Finanzloch mit Fremdkrediten in Höhe von bis zu 130 Millionen Euro. Denn auch für das nächste Geschäftsjahr rechnen die Vorstände mit einem Verlust, der voraussichtlich noch etwas höher ausfallen wird als diesmal.
Trotzdem sieht Martin Neumeyer nicht schwarz. Denn trotz aller Witterungs- und Käferschäden im Staatsforst stehen Bayerns Wälder nach seiner Aussage nicht schlecht da. Die Borkenkäfermenge sei im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent zurückgegangen. Und es musste deutlich weniger Holz geschlagen werden, als nachgewachsen ist. Im Verkauf landeten 4,2 Millionen Festmeter, weniger als in den vergangenen Jahren. „Wir wollten nicht mehr Holz als unbedingt notwendig auf einen schlechten Markt geben.“ Heißt: Es gibt Reserven. Und Neumeyer hat Hoffnung, dass für diese Reserven auch wieder bessere Preise erzielt werden können. „Im Süden Bayerns zieht die Nachfrage schon wieder an“, sagt er. Mit steigenden Holzpreisen rechnet er allerdings erst im Verlauf des kommenden Jahres. Neumeyer ist sich sicher, dass Holz als Rohstoff weiter an Bedeutung gewinnen wird – auch weil er in Zeiten des Klimawandels ein wichtiger CO2-Speicher sein kann.
Der forstpolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Hans Urban, kritisierte die Aufnahme der Fremdkredite. „Verschuldung auf Kosten zukünftiger Waldgenerationen kann nicht die Lösung sein.“ Urban forderte stattdessen die Staatsregierung auf, einen Teil der 650 Millionen Euro, die die Staatsforsten in den vergangenen 15 Jahren an den Freistaat abgeführt haben, wieder in die Wertschöpfungskette von Wald und Holz zu investieren. „Zudem muss gelten: Wenn der Freistaat ein Haus baut, dann muss es aus Holz sein“, forderte Urban.