Landsberg – Morgens um acht ist die Welt manchmal ganz schön stressig – vor allem im Kindergarten. Die Kinder werden von den Eltern mehr oder weniger gleichzeitig gebracht. Erst umziehen, dann Rucksack mit Brotzeit verstauen und am Ende ein Verabschiedungsritual: Das dauert, denn Kinder lernen solche Abläufe erst – und der Trubel ist morgens entsprechend groß. Da wird es schwierig, eine Erzieherin ans Telefon zu kriegen –wenn etwa ein Kind krank ist und Eltern Bescheid geben wollen. Doch gerade in Zeiten von Corona hat die Kommunikation zwischen Kindergarten und Eltern Priorität, da die Betreuung latent am seidenen Faden hängt.
In Kinsau (Kreis Landsberg) hat man nun eine zeitgemäße Lösung gefunden, die sowohl kontaktlos als auch datenschutzkonform Eltern und Kindergarten vernetzt: Seit vier Wochen nutzt man in dem Gemeindekindergarten eine Kindergarten-App. „Das Feedback von Elternseite ist sehr gut. Und auch wir sind ausgesprochen zufrieden“, sagt Kindergartenleiterin Irmgard Latzko. Bis auf eine Familie seien alle Eltern der 53 Kinsauer Kinder dabei. Die Kommunikation per App funktioniert seit einem Monat reibungslos – und das nicht nur morgens, wenn viel Trubel herrscht. Es werden Nachrichten über Schließtage von Kindergartenseite geschickt. Rückmeldungen und Fragen von Elternseite kommen sicher an: Alle Informationen, die die zehn Mitarbeiterinnen eingeben, laufen nun zentral zusammen.
Beide Parteien sehen am Smartphone oder Tablet, wenn Nachrichten gelesen werden, und bekommen schriftlich Antwort. Eltern können digital unterschreiben. Sie können Termine simultan in den persönlichen Kalender auf ihrem Handy übernehmen. „Manchmal kriegen wir die ersten Antworten schon nach einer Minute“, sagt Latzko. Und: Der Umstieg auf eine App-Lösung ist umweltfreundlich. „Gerade die Elternrundbriefe mussten wir bislang immer ausdrucken und im Postfach ablegen. Und wir müssen jetzt auch keine Zettel mehr einsammeln.“ Da der Papierkrieg wegfällt, schonen Eltern und Kindergarten gleichzeitig die Umwelt.
Man muss wissen: Der Kinsauer Kindergarten nimmt seit zwei Jahren an dem Modellversuch „Medienkompetenz in der Frühpädagogik stärken“ teil, in dessen Rahmen das Bayerische Familienministerium mit dem Staatsinstitut für Frühpädagogik an hundert Kitas im Land bezüglich deren Medienkompetenz untersucht. Das Ministerium hatte dazu verschiedene Apps auf Herz und Nieren geprüft. Drei wurden den Kindergärten empfohlen, die Kinsauer Kindergartenleitung wählte eine aus. Ein wichtiges Qualitätskriterium war die Einhaltung der Datenschutzrichtlinien. Denn auch wenn Eltern gerne über WhatsApp oder Facebook kommunizieren: In diesen Gruppen sind die Daten alles andere als sicher.
Die Kosten der App-Gebühr von rund 60 Euro pro Monat übernimmt die Gemeinde Kinsau. „Eine Investition, die wir gerne für unsere Kinder und ihre optimale Betreuung übernehmen“, sagt Kinsaus Bürgermeister Marco Dollinger. In der täglichen Praxis stellt die App schon einen festen Bestandteil der Arbeit im Kindergarten dar. „Ich möchte das wirklich nicht mehr missen“, sagt die stellvertretende Leiterin Petra Wirth. „Für mich ist es ein großer Vorteil, dass wir jetzt mehr Zeit für die Kinder haben und diese auch in der Pädagogik einsetzen können.“ Auch die Eltern, so Wirth, seien so stets auf dem neuesten Stand, weil sie sämtliche aktuelle Infos auf dem Display hätten: Was erledigt ist, wird gelöscht. „Da konnte man früher schnell den Überblick verlieren, gerade wenn Eltern mehrere Kinder in Schule und Kindergarten haben.“
Und nicht zuletzt bringt diese digitale Lösung ein Stück Emanzipation mit sich: „Viele unserer Väter bringen heute ihre Kinder in den Kindergarten und holen sie wieder“, erklärt Latzko. „Die können sich ebenso wie die Mütter die App auf ihr Handy laden und sind immer informiert.“