München – Im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn dürfen die Menschen ihre Wohnung ab Dienstag nur noch aus triftigen Gründen verlassen. Schulen und Kindergärten werden geschlossen, ebenso Restaurants. Veranstaltungen werden abgesagt. Das teilte ein Sprecher des Landratsamts am Montag mit. Nach dem Landkreis Berchtesgadener Land ist Rottal-Inn damit schon der zweite Landkreis in Bayern, in dem das öffentliche Leben wieder drastisch eingeschränkt wird. In anderen Bundesländern gibt es bisher keine vergleichbaren Maßnahmen.
Die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen hatte im Landkreis Rottal-Inn zuletzt die Marke 200 deutlich überschritten – der Kreis liegt bundesweit mit 279 an der Spitze.
Auch Bayerns drittgrößte Stadt Augsburg überschritt inzwischen die 200er-Marke. Dort liegt der Inzidenzwert aktuell bei 205,4. Bis Mitte der Woche will die Stadtverwaltung beobachten, ob die bereits ergriffenen Schutzmaßnahmen Wirkung zeigen. „Dann wird – in Abstimmung mit der Regierung von Schwaben und der Staatsregierung – entschieden, wie es weitergeht“, teilte die Stadt mit. Auch ein zweiter Lockdown ist nach den Angaben der Kommune möglich.
Als bundesweit erster Landkreis hatte der Kreis Berchtesgadener Land an der Grenze zu Österreich in der vergangenen Woche Ausgangsbeschränkungen verhängt. Dort hatte der Inzidenzwert zeitweise knapp unter 300 gelegen. Die Maßnahmen dort wurden zunächst bis zum 2. November befristet.
Im gesamten Freistaat steigen die Corona-Zahlen – wie auch in weiten Teilen des Bundesgebiets – massiv an. In Oberbayern haben nun auch die Kreise München, Ebersberg und Traunstein die 100er-Marke überschritten.
Auch im Kreis Weilheim-Schongau wird der Inzidenzwert in den kommenden Tagen vermutlich noch deutlich steigen. Im Schongauer Krankenhaus sind nach einem Corona-Fall alle 430 Mitarbeiter auf das Virus getestet worden – 32 von ihnen positiv. Sie arbeiteten verteilt über das ganze Haus, einzig im OP-Team und auf der Isolierstation fielen die Tests negativ aus. Noch ist unklar, wie sich so viele Mitarbeiter infizieren konnten. Die Schongauer Patienten sind noch am Sonntag ebenfalls alle getestet worden, diese Ergebnisse stehen jedoch noch aus, sie werden heute erwartet. Seit Donnerstag werden keine Patienten mehr aufgenommen – davon sind auch die Geburtshilfe und ambulante Angebote betroffen. Die Notaufnahme übernimmt noch die Erstversorgung. Ist aber eine Weiterbehandlung oder eine stationäre Aufnahme nötig, werden die Patienten nach Weilheim gebracht.
Die Stadt Nürnberg hat gestern wegen der Pandemie ihren weltberühmten Christkindlesmarkt abgesagt. „Uns fällt diese Entscheidung sehr schwer“, sagte Oberbürgermeister Marcus König (CSU). „Der Christkindlesmarkt mit seiner großen Tradition gehört zu Nürnberg.“ Die Zahl der Neuinfektionen bewegt sich auch in Nürnberg auf die Inzidenz von 100 zu. Aktuell liegt sie bei 76. „Es ist davon auszugehen, dass die Schwelle noch in nächster Zeit über 100 steigt“, sagt König. Ursprünglich sollte der Christkindlesmarkt mit einem strengen Hygienekonzept stattfinden. Angesichts der steigenden Zahlen hält König das aber für ein falsches Signal.