Schongau – Nach einem Corona-Fall im Schongauer Krankenhaus sind in den vergangenen Tagen rund 600 Mitarbeiter und alle Patienten getestet worden (wir hatten berichtet). Beim Personal wurden 38 Corona-Infektionen festgestellt. Gestern wurden nun auch die Ergebnisse der Patienten bekannt. Der schlimmste Fall ist eingetreten: 17 Menschen, die wegen anderer Beschwerden stationär behandelt wurden, haben sich im Krankenhaus mit dem Virus infiziert.
Thomas Lippmann, der Geschäftsführer des Krankenhauses, bestätigte gestern, dass alle betroffenen Patienten bei ihrer Aufnahme negativ getestet worden waren. Er konnte aber nicht ausschließen, dass „es in Einzelfällen sein könnte, dass sie von Besuchern angesteckt wurden“. Im Schongauer Krankenhaus gilt schon seit einigen Tagen ein kompletter Besucherstopp.
Die infizierten Patienten wurden auf eine Isolierstation gebracht. Unklar ist, ob es sich um Risikopatienten handelt. Das Krankenhaus arbeite eng mit dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zusammen, um die Situation möglichst schnell in den Griff zu bekommen, sagte gestern eine Sprecherin. Der Quarantäneplan sei noch mal überprüft worden. Die 600 Beschäftigten des Krankenhauses wurden in häusliche Quarantäne geschickt. Da sie aber als „systemrelevant für die Versorgung“ eingestuft werden, können sie unter den getroffenen Schutzmaßnahmen weiterarbeiten, erklärte Geschäftsführer Lippmann. Eine komplette Räumung des Krankenhauses ist nicht möglich, da sich andere Kliniken und Pflegeheime weigern, die Patienten zu übernehmen. Der Aufnahme- und Besucherstopp im Krankenhaus gilt weiter.
Auch die anderen Krankenhäuser in Bayern schränken wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen immer mehr die Besuchsmöglichkeiten von Patienten ein. Wie der Sprecher der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, Eduard Fuchshuber, erläuterte, dürfe oft nur noch ein Besucher pro Tag kommen. Zudem würden die Daten der Besucher erfasst. Er rechnet damit, dass solche Maßnahmen in den nächsten Wochen noch in weiteren Häusern beschlossen werden. Einzelne Krankenhäuser gehen noch weiter, zum Beispiel die Asklepios Stadtklinik in Bad Tölz. Dort gilt ab heute ein generelles Besuchsverbot. Ausnahmen seien aber möglich bei der Behandlung von Kindern oder bei sterbenden Patienten. „Wir haben uns zu diesem drastischen Schritt entschieden, um unsere Patienten und Mitarbeiter zu schützen“, sagte Geschäftsführer Felix Rauschek.
Indessen sind die Inzidenzzahlen in den meisten oberbayerischen Regionen erneut gestiegen. Die Landkreise Miesbach, Ebersberg, Freising und Weilheim-Schongau haben gestern den Wert von 100 überstiegen. Auch landesweit steht Bayern inzwischen kurz vor der dunkelroten Stufe. Nach den Zahlen des LGL liegt der Inzidenzwert für den gesamten Freistaat nun bei 96. Die Städte Augsburg und Rosenheim haben inzwischen bereits die 200er-Marke überschritten. In Augsburg lag der Wert gestern bei 217,8, in Rosenheim bei 217,1. In beiden Städten könnte es in den nächsten Tagen zu einem lokalen Lockdown kommen – so wie im Kreis Rottal-Inn und im Berchtesgadener Land.
In Berchtesgaden ist vor einer Woche der Lockdown verhängt worden. Damals lag der Inzidenzwert dort bei 273 – seitdem ist er sogar noch weiter gestiegen auf aktuell 296. Die Proteste gegen die strengen Corona-Maßnahmen werden inzwischen lauter. Beim Verwaltungsgericht München gingen bereits rund ein Dutzend Klagen von Gastronomen und Hoteliers ein. Zudem klagten Schüler, die ihre außerhalb des Landkreises gelegenen Schulen nicht mehr besuchen dürfen. Eine neue Klage eines Pensionsbetreibers unterstützen rund 150 Betriebe aus der Region. set/lby/mm