Der Gipfel des Herrn Gerwendelaur

von Redaktion

Der Begriff Karwendelspitze geht auf eine einzige Person zurück

Die Östliche Karwendelspitze ist mit ihren 2537 Metern der höchste deutsche Gipfel im Karwendel an der Grenze zwischen Bayern und Tirol. Wer dort hinaufwill, muss schon ein bisserl alpine Erfahrung mitbringen – denn vom Karwendelhaus aus geht es durch schroffes, felsiges Gelände gen Gipfel.

Der Name des Berges habe damit aber nichts zu tun, sagt der Namenforscher Wolf-Armin von Reitzenstein. Die Erklärung, die Wörter „Kar“ (kesselförmige Eintiefung an Berghängen) oder „Wand“ wären namenstiftend gewesen, sei „blanker Unsinn“.

Reitzensteins Lösung ist zugegebenermaßen kein fesselndes Abenteuer, aber über historische Belege nachzuvollziehen. Der Bergname gehe auf eine Person zurück, sagt der Experte aus München. Schon sehr früh im 13. Jahrhundert finde sich der Name Gerwentil. Dieser Mann habe im Karwendeltal Almbesitz gehabt. In einer anderen Quelle des Klosters Benediktbeuern, das ganz in der Nähe des Berges liegt, findet sich der Name des Besitzers – in einer etwas anderen Form. Dort ist von einem gewissen Perhtoldus Gerwendelaur die Rede.

Um 1305 taucht in einer anderen Quelle schon der Flurname Gerbintla auf – mit „a“ am Ende als Verkürzung von Au. 1426, erklärt Reitzenstein, sei dann von der Grabendel Alpe die Rede. Die Spitze taucht erstmals im Jahr 1500 als Garwendl Spiz auf. 1774 wird es mit Korbendelspiz schon konkreter, im 19. Jahrhundert ist man mit Kahrwändelspiz ganz nahe am heutigen Namen dran. Der Zusatz östlich sei wohl erstmals 1908 belegt, sagt Reitzenstein. Der Berg sei in dieser Quelle als Grenzberg genauer definiert worden. „Wir können hier sehr schön feststellen, dass der Ausgangspunkt eine Flur ist, nämlich die Gerwendelau“, sagt Reitzenstein. Später sei das ganze Gebirge danach benannt worden. Über Perhtoldus Gerwendelaur ist übrigens nichts weiter bekannt. „Solche Personen ohne hohe Stellung tauchen mehr oder weniger zufällig in den Quellen auf“, sagt Reitzenstein. „Man weiß nur ziemlich sicher, dass er Besitz im Karwendeltal hatte.“

WOLFGANG HAUSKRECHT

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