München – Kurz vor einem geplanten Schulgipfel haben bayerische Eltern- und Schülerverbände fehlende Konzepte in Bayerns Corona-Schulpolitik beklagt und schnelle Verbesserungen gefordert. „Wir Eltern werden nicht hinnehmen, dass unsere Kinder durch die Pandemie zu Verlierern werden“, hieß es in einem am Montag veröffentlichten gemeinsamen Schreiben der Landeselternvereinigung der Gymnasien (LEV) und des Bayerischen Elternverbands (BEV) an Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Auch von Schülerseite wolle man auf „Umstände mit Nachbesserungsbedarf“ hinweisen, teilte Christian Mancin, Pressesprecher des Landesschülerrats in Bayern, in einem weiteren offenen Brief mit.
Am Mittwoch soll es ein Gipfelgespräch mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU) geben, zu dem laut Kultusministerium auch die Elternverbände eingeladen sind. In dem mit den Worten „Es geht um unsere Kinder! Ein Brandbrief“ eingeleiteten Schreiben der Elternverbände kritisierten diese den Corona-Unterricht im Freistaat aber als planlos und ungerecht. „Der Leistungs- und Bildungsstand des einzelnen Schülers hängt in der Pandemie mehr denn je von elterlicher Unterstützung und Förderung ab“, hieß es. Die Schulen seien wegen der Gefahr, jederzeit wieder auf Distanzunterricht umstellen zu müssen, auf schnelle Notengebung bedacht, was Schüler und Eltern massiv unter Druck setze. Wörtlich heißt es: Das Ministerium habe „den Takt der Leistungserhebungen seit Schuljahresbeginn so massiv forciert, dass die Kinder und mit ihnen die Familien nur noch ächzen“. Piazolo bestreitet, die Schulen dazu angestiftet zu haben. Fürs „Notensammeln“ gebe es keinen Grund. Die Form des offenen Briefs nennt er „befremdlich“.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, hat Verständnis für die Klagen der Eltern. Es gebe eine „Schulaufgaben-Welle“. Doch Vorschriften hätten die Schulen nicht verletzt. Laut Schulordnung erlaubt sind zwei Schulaufgaben je Woche, zudem darf es am Tag einer Schulaufgabe keine Ex geben (wohl aber mündliches Ausfragen).
Zudem beklagen die Verbände „digitales Chaos“: Lizenzdauern für digitale Programme seien zu kurz, die Schulen bespielten bis zu acht digitale Kanäle gleichzeitig. Auch die Grünen-Fraktion im Bayerischen Landtag forderte mehr Flexibilität in den Lehrplänen und eine angemessene Regelung zur Notengebung und Anzahl der Leistungsnachweise in diesem Schuljahr.
Vonseiten Mancins vom Landesschülerrat hieß es: „Wir möchten uns davon distanzieren, alles schlechtzureden und sich nur zu beschweren.“ Dennoch dürfe es keine „Notenjagd“ aus Angst vor weiteren flächendeckenden Schulschließungen geben. DIRK WALTER