Ein Martins-Lichtermeer trotz Corona

von Redaktion

VON CLAUDIA SCHURI

Weilheim – „Ein Lichtermeer, zu Martins’ Ehr. Rabimmel, Rabammel, Rabumm.“ Normalerweise würden nächste Woche überall Kinder dieses Lied singen, während sie mit hell leuchtenden Laternen durch die Straßen ziehen. Am Mittwoch ist Martinstag – doch dieses Jahr fallen die Martinsumzüge wegen der Corona-Pandemie aus. Auf das Lichtermeer muss trotzdem nicht ganz verzichtet werden. Im Internet verbreitet sich zum Beispiel gerade die Idee, zu Sankt Martin Laternen ins Fenster zu stellen. Auch in Weilheim soll es strahlen. Schon seit über 50 Jahren findet dort immer am Sonntag nach Sankt Martin ein großer Umzug mit mehreren hundert Teilnehmern statt. Der Heilige Martin reitet auf einem Pferd voran, die Blaskapelle spielt und für die Kinder gibt es Lebkuchen.

Heuer geht das alles nicht – deshalb hat sich der Ortsverband des Deutschen Familienverbandes als Zugveranstalter etwas überlegt: Er ruft dazu auf, vom 11. bis 15. November Türen, Fenster, Eingänge und Vorgärten für Sankt Martin zu dekorieren, zum Beispiel mit einer Figur oder einer leuchtenden Laterne. „Je mehr mitmachen, desto schöner wird es“, sagt die Vorsitzende Babsi Schifferl. „Wie dekoriert wird, ist völlig offen.“ Hauptsache, die Kinder und alle anderen, die einen privaten Martins-Spaziergang unternehmen, freuen sich darüber. „Die Aktion soll Mut machen und die Leute dazu aufrufen, zusammenzuhalten, auch wenn es dunkel wird“, sagt Schifferl.

Genau das ist der Hintergrund von Sankt Martin. Der Legende nach traf Martin, ein junger Soldat, an einem eiskalten Tag einen frierenden Bettler. Um ihm zu helfen, teilte er mit seinem Schwert seinen Mantel. Später erschien ihm Jesus Christus im Traum – mit der Hälfte des Mantels, den Martin dem Bettler gegeben hatte. „Mitgefühl und Hilfsbereitschaft sind gerade jetzt besonders wichtig“, findet Schifferl. Deshalb solle Sankt Martin nicht ganz ausfallen.

Das wünscht sich auch das Erzbistum München und Freising. Martina Mauder ist Pastoralreferentin in der Stadtkirche in Kolbermoor (Kreis Rosenheim) und hat Tipps erstellt, wie Familien eine Martinsfeier daheim gestalten können. Lieder singen, Laternen anzünden, die Martinsgeschichte hören und ein Gebet sprechen – das alles sei auch zu Hause möglich, sagt sie: „Die Kinder können die Martinsgeschichte zum Beispiel mit Lego-Figuren nachstellen.“ Ein schönes Zeichen sei es, wenn die Familien gemeinsam mit den Laternen nach draußen gehen. „Bei Sankt Martin geht es darum, darauf zu achten, wo eine Person ist, um die es gerade dunkel ist und die gerade Hilfe braucht“, erklärt sie. Das Licht könne bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen den Blick dafür stärken. „Vielleicht ist Corona dafür auch eine Chance“, hofft sie. „Auch wenn ich natürlich gerne mit den Kindern unterwegs gewesen wäre.“

So geht es auch Christina Reichert, die seit über zehn Jahren beim Weilheimer Martinsumzug als Martin mit ihrem Pferd Payasso voranreitet. „Für mich ist es ein Fest“, sagt sie. Etwas traurig sei sie deshalb schon, dass der Zug nicht stattfinden kann: „Die strahlenden Kinderaugen sind Gold wert.“ Umso größer ist die Vorfreude, wenn 2021 die Kinder wieder lauthals „Ich geh mit meiner Laterne“ singen – und bis dahin gibt es auch bei ihr Martinsdekoration.

Anregungen

für eine Martinsfeier daheim oder in den Kitas gibt es unter www.erzbistum-muenchen.de/kinderpastoral.

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