München – Volle Parkplätze und Wanderwege – nachdem es im Corona-Herbst noch einmal schön warm wurde, stürmten Sonnenhungrige das Umland. Die Wirtschaften stellten sich auf den Lockdown ein und verkauften ihre Gerichte außer Haus. Das klappte teils gut, etwa am Wörthsee (Kreis Starnberg) beim Augustiner Strandbad. „Bei uns läuft es supergut, die Leute halten schön Abstand und essen auf mitgebrachten Decken am See“, sagt Chefin Pamela Weiß.
Spinatknödel, Kürbisnockerl, Kaiserschmarrn, Schnitzel und Wildplatte, all dies und noch viele mehr gab es an den Wochenenden bei Wirtin Elisabeth Kümmerle am Berggasthof Kogl auf dem Sulzberg bei Brannenburg (Kreis Rosenheim). Zum Mitnehmen hat sie Verpackungen auf der Basis von Zuckerrohr angeschafft, „ich wollte auf keinen Fall Plastikmüll und Styropor hier auf dem Berg verkaufen“, sagt sie. Aber so schmackhaft all die Mitnehmgerichte klingen, sie hat bei Weitem nicht so viele Portionen verkauft, als sie bei diesem Wetter ohne Corona serviert hätte. 100 Sitzplätze gibt es innen, auf der Terrasse 80. „Wenn alles normal wäre, wären wir voll“, sagt die 48-jährige Wirtin, die das Gasthaus in dritter Generation betreibt. Ihr Glück: Die Bergstraße führt direkt vors Haus, und so kamen trotz Teil-Lockdown am Wochenende viele Wanderer. Auf der Zugspitze dagegen war es leer, da die Bergbahnen ja stillstehen.
Die Bilanz der Hüttenwirte in Bayern nach diesem Corona-Sommer ist sehr durchwachsen, fasst der Deutsche Alpenverein (DAV) zusammen: Zuerst der verspätete Saisonstart wegen der Ausgangsbeschränkungen im März und April. Dann die Eröffnung mit Hygiene- und Abstandskonzepten, die in den meist engen Hütten nicht ohne Weiteres umzusetzen waren. Zudem waren die vorsichtig – und sparsam. „Man merkt es, dass den Leuten das Geld fehlt, sie konsumieren weniger“, sagt Hermann Iser von der Neunen Magdeburger Hütte im Karwendel. Da niemand mehr bei ihm übernachten durfte, hat er heuer die Saison schon Mitte Oktober beendet. „Hoffentlich wird der nächste Sommer besser“, sagt er.
Damit spricht er vielen Hüttenwirten aus der Seele: Heuer durften die Wirte von ihren Beherbergungskapazitäten oft nur rund 25 Prozent ausnutzen. „Wenn drei von vier Betten leer bleiben müssen, wird der Erhalt der Alpenvereinshütten auf Dauer nicht möglich sein“, warnt Roland Stierle, DAV-Vizepräsident.
Die Perspektiven für die Wintersaison sind jedenfalls düster. Die DAV-Winterräume sind ausschließlich für Notfälle offen, nicht für touristische Übernachtungen. Was aus der Skisaison wird, ist offen. „Es bleibt spannend“, sagt Marcus Votteler, Wirt der Oberen Firstalm am Spitzingsee. Im Winter ist bei ihm normalerweise Hauptsaison. Jetzt hofft er, dass die Infektionszahlen zurückgehen und appelliert an die Wanderer, sich an die Beschränkungen zu halten: „Gruppen von 20 Bergwanderern – das geht zur Zeit einfach nicht.“