Eine Hundestaffel gegen die Schweinepest

von Redaktion

München – Bayern intensiviert seine Vorsorgemaßnahmen gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) und will die Wildschweindichte im Freistaat weiter reduzieren. Damit die Jäger bei dieser aufwendigen Aufgabe mitziehen, hat Umweltminister Thorsten Glauber (FW) gestern angekündigt, die Aufwandsentschädigung für erlegte Wildschweine in ganz Bayern zu erhöhen – von bislang 20 Euro auf 70 Euro pro Tier. „Je geringer die Wildschweindichte, desto geringer ist die Gefahr der Ausbreitung und Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest“, sagte Glauber. Außerdem kündigte er den Aufbau einer Hundestaffel an. Die speziell ausgebildeten Tiere sollen helfen, bei einem Ausbruch Wildschweinkadaver aufzuspüren.

Der Interimspräsident des Bayerischen Jagdverbandes, Thomas Schreder, begrüßt die aufgestockte Aufwandsentschädigung. „Um ein Wildschwein zu erlegen, muss ein Jäger viel Zeit investieren. Und auch die Vermarktung des Wildbrets ist aktuell mit der geschlossenen Gastronomie nicht leicht.“ Die Ausbildung für die angekündigte Hundestaffel wird der Jagdverband übernehmen. Präsidiumsmitglied Hartmut Wunderatsch erklärt, dass zunächst nach Haltern gesucht werde, die bereit sind, ihren Hund für diese Aufgabe ausbilden zu lassen. „Wir sind zuversichtlich, dass wir genug Interessenten finden – in der Jägerschaft, aber auch Privatpersonen, die etwa unsere Begleithundeausbildung absolviert haben.“ Labradore und Retriever seien besonders geeignet, weil sie sehr such- und apportierfreudig sind. Sie werden zum „Bringselverweiser“ ausgebildet. Heißt: Sie tragen ein kleines Lederstück um den Hals. Wenn sie ein totes Wildschwein entdecken, nehmen sie dieses Lederstück zwischen die Zähne und eilen zurück zum Herrchen, als Zeichen für einen Fund. Wenn genügend Teilnehmer gefunden sind, soll die Ausbildung etwa drei bis vier Monate dauern. Dann sollen die Halter bereitstehen, falls im Freistaat ein ASP-Fall bekannt wird und die Umgebung nach toten Wildschweinen abgesucht werden muss. Hunde können dabei hilfreich sein, weil sie auch in dicht bewachsene und für den Menschen kaum zugängliche Bereiche im Wald vordringen, in die sich kranke Wildschweine zurückziehen.

„In Brandenburg hat sich der Hundeeinsatz bisher gut bewährt“, sagt Wunderatsch. Dort waren Anfang September die ersten ASP-Fälle nachgewiesen worden. Mittlerweile ist mit Sachsen ein zweites Bundesland betroffen. Bislang sind 164 Fälle dokumentiert, derzeit kommen täglich weitere hinzu. Auch in Bayern wurden bereits Vorsorgemaßnahmen ergriffen, so stellen derzeit die Autobahnmeistereien entlang der Bundesautobahnen im Grenzbereich zu Thüringen, Sachsen und Tschechien Wildschutzzäune auf, um eine Verbreitung der für den Menschen ungefährlichen, aber für Schweine nahezu immer tödlichen Seuche zu verhindern.

Vom Bayerischen Bauernverband kommt Lob für die Seuchenprävention der Staatsregierung. „Alles, was dazu beiträgt, das Risiko ein zu dämmen ist gut“, sagt Präsident Walter Heidl. Er betont, dass auch Bayerns Schweinehalter bereits massiv unter dem Ausbruch in Ostdeutschland leiden. Weil viele asiatische Länder kein deutsches Schweinefleisch mehr importieren, sind die Preise drastisch gefallen. Hinzu kommt, dass einige Schlachthöfe nach Corona-Ausbrüchen nicht mit voller Auslastung arbeiten können. Das führt vielerorts zu Stau im Stall. „Wir schieben einen Berg schlachtreifer Schweine vor uns her“, sagt Heidl. Was ihn ärgert dabei: Während die Preise für die Landwirte im Keller sind, bleiben die Verkaufspreise stabil. „Irgendjemand in der Wertschöpfungskette macht sich hier auf Kosten der Bauern die Taschen voll!“ DOMINIK GÖTTLER

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