40 Jahre voller Energie im Ehrenamt

von Redaktion

Isen – Langeweile ist für Marianne Brucker ein Fremdwort. Die 65-jährige pensionierte Lehrerin aus Isen (Kreis Erding) sprudelt vor Energie. Sie hat so viel Power, dass sie diese seit Jahrzehnten in ihrer Pfarrgemeinde ehrenamtlich einsetzt. Am heutigen Samstag wird Kardinal Reinhard Marx sie im Rahmen des Korbiniansfestes im Freisinger Dom mit der Korbiniansmedaille auszeichnen – zusammen mit drei weiteren langjährigen Ehrenamtlichen aus der Erzdiözese.

Am Donnerstag war Marianne Brucker noch mit anderen Helferinnen beim Büchersäubern in der Pfarrbücherei St. Zeno. 22 Jahre ist sie bereits Leiterin der katholischen Bücherei, von ihrem 25. Lebensjahr an hat sie hier mitgearbeitet. „Seit Corona kommen die zurückgegebenen Bücher drei, vier Tage in Quarantäne“, erzählt sie. Entsprechend der Empfehlung, damit etwaige Viren unschädlich sind. Doch in Isen ist man noch gründlicher. „Bei uns wird dann jedes Buch in die Hand genommen und gereinigt“, sagt Marianne Brucker. Mit Spülmittel und Schmierseife werden die in Folie eingeschlagenen Werke abgewaschen. „Dann haben wir ein besseres Gefühl und der neue Ausleiher muss keine Sorge haben, ein verschmutztes Teil in die Hand zu bekommen.“ In der Gemeinde heißt es: „Die Bücher-Kosmetikerinnen kommen zum Bücherwaschen“, sagt Brucker und lacht.

Dieses Vorgehen scheint exemplarisch für die Isenerin zu sein. Halbe Sachen sind ihr fremd. Ganz groß ist ihre Liebe zu den Büchern: „Die Begegnung mit der Literatur ist etwas Wunderbares“, schwärmt sie. Kinder fürs Lesen zu gewinnen, das hat sie auch als Lehrerin begeistert. Sie erinnert sich, dass sie selber als Kind sonntags nur ein Buch ausleihen durfte, für 20 Pfennig Leihgebühr. Mit Freundinnen hat sie heimlich Bücher getauscht, denn das eine Buch war ja am Nachmittag schon ausgelesen. Damit sich heute die Kinder nicht beschränken müssen, ist die Ausleihe in St. Zeno gebührenfrei. Es gibt auch eigens Öffnungszeiten für Schulklassen, damit sich die Kinder Bücher aussuchen können. Doch Marianne Brucker hat sich ehrenamtlich nicht nur auf die Bücher konzentriert. Sie war Kommunionmutter, plante Kindergottesdienste, ist Kommunionhelferin, Mitglied im Pfarrgemeinderat, von 2002 bis 2006 sogar als Vorsitzende. Und das alles neben ihrem Beruf als Förderlehrerin an einer Grund- und Hauptschule. Heute noch ist die jugendlich wirkende Ruheständlerin Lektorin und Mitglied im Kirchenchor. Familie gibt es natürlich auch. Marianne Brucker und ihr Mann hatten drei Kinder – eine Tochter starb allerdings kurz nach der Geburt und ihr Sohn ist 2011 bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen. Geblieben ist ihnen die 38-jährige Tochter. Diese Schicksalsschläge haben Brucker nicht in ihrem Glauben erschüttert: „Ich bete nicht nur im Glaubensbekenntnis, dass wir uns wiedersehen. Ich glaube auch daran.“ Die 65-Jährige ist dabei keineswegs ein unkritischer Geist. Sie reibt sich durchaus an der Institution Kirche. „Mir gefällt die Stellung der Frau in der Kirche gar nicht. Deswegen stehe ich am Ambo und teile Kommunion aus. Damit zeige ich: Hier bin ich.“ Sie will sich nicht aus Frust aus der Kirche treiben lassen. Sie sagt: Jetzt erst recht.

Neben Marianne Brucker wird Kardinal Marx drei weitere Ehrenamtliche auszeichnen: Elisabeth Ebneth (84) aus Obertaufkirchen (Kreis Mühldorf) für ihre Arbeit in der Caritas und im Pfarrgemeinderat, Franz Auer (80) als langjähriger Kirchenpfleger und für seine Mitarbeit in der Flüchtlingshilfe im Pfarrverband Garching-Engelsberg (Kreis Altötting) und Paul Langemeyer (86) aus München, der seit vielen Jahre im Pfarrgemeinderat, in der Kirchenverwaltung und als Hospizbegleiter tätig ist. CLAUDIA MÖLLERS

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