So wie’s ausschaut, fällt der 24. Dezember heuer nicht aus. Wenn das mal der Lauterbach erfährt. Schaun ma mal, wie’s ausschaun wird, so rund um und unterm Christbaum. Ob vorher der Nikolaus noch Hausbesuche zur Leviten-Lesung machen darf, ist schon eher fraglich. Weihnachten ist mehr oder weniger zum Warentermin-Geschäft geworden. Gut- statt Optionsscheine, auch inhaberbezogene Geldscheine wechseln gerne den Besitzer. Seit September gibt’s Christstollen in den Läden und, ich find’s schon a bisserl vulgär, auch im Baumarkt. Da sollten die Bäckereien ganz adäquat mal Werkzeug und Kloschüsseln ins Schaufenster stellen. Konsum schlägt Tradition. Ich esse aber garantiert jetzt noch keinen Stollen. Tatsache ist, dass die Werbung sich seit etlichen Wochen des Weihnachtsthemas bemächtigt und den Gesetzen der freien Marktwirtschaft unterwirft. Ist nicht verboten, hat für mich aber einen arg faden Beigeschmack. Heutzutage muss ja ums Verrecken so ungefähr alles englisch, ergo amerikanisch, benannt werden, um dem „way of life“ brav hinterherzulatschen. Der christlichste unserer historischen Feiertage ist längst von der Industrie okkupiert. Es heißt ja dem Zeitgeist entsprechend X-Mas wie x-beliebig. Und wehe dem, der nicht weiß, was „Lockdown“ heißt. Deutsch war mal die Sprache der Dichter und Denker, jetzt verkommen zu einem seelenlosen Hipster-Kauderwelsch. Damit werd ich leben müssen. Was mir aber so richtig auf den Zeiger geht, ist die Tatsache, dass dem hiesigen traditionellen Einzelhandel nichts so zusetzt wie diese seelenlose Lieferei. Wir Konsumenten haben es in der Hand. Vielleicht die Läden doch mal am Sonntag aufsperren? Das Versand-Klientel kennt keine Innenstadtmieten, Steuern zahlen, wenn überhaupt, garantiert nicht da, wo Umsätze und Gewinne generiert werden. Da ist günstig sein eine große Kunst nicht. Zur Aktivierung fälliger Kauflust haben sich, allerdings Protagonisten des gesamten Handels, solche Brandbeschleuniger wie „Black Weekend“, „Black Deal“, Black sonst noch was, nix von Roy Black, aber Black und Decker und ausgerechnet noch den „Black Friday“ einfallen lassen. Die Sinnhaftigkeit von Black in diesem Zusammenhang entzieht sich mir. Der schwarze Freitag war 1929 der schlimmste Tag der amerikanischen Wirtschaft, der Millionen Menschen in bittere Armut trieb. Zu analogen Zeiten war der letzte Freitag im November mal als Anschub für den regionalen Einzelhandel gedacht. Und heute? Der Lieferverkehr füllt Luft und Straßen. Welt verkehrt! Um aber auch von den Assistent-Business-Trade-Versand-Manager/innen verstanden zu werden: Ich persönlich fahr lieber mit meinem Bike zum Shoppen zu den Stores in City-Lage. Da seh ich, was mir gefällt, in 3D. Anfassen plus probieren und reale Beratung inklusive Atmosphäre gibt’s dort hoffentlich noch recht lang. Wetten möchte ich nicht darauf. Wann ist eigentlich Ostern? Is scho was in die Regale? Habe die Ehre, Manfred Schauer