Gilching – Sprengmeister Torsten Thienert ist Fachmann, der 45-Jährige hat schon oft Weltkriegsmunition entschärft. Aber jedes Mal ist es eine neue Herausforderung. Diesmal standen er und zwei Kollegen vor der Aufgabe, eine amerikanische Fliegerbombe unschädlich zu machen. Ein Baggerfahrer hatte sie bei Ausschachtungsarbeiten für einen Kanal in nur 1,50 Metern Tiefe knapp außerhalb des Flughafenzauns von Oberpfaffenhofen bei Gilching entdeckt. Das war am Donnerstag gegen 16 Uhr.
Alarmstufe rot bei den Einsatzkräften: Feuerwehr, Kreisbrandinspektion, Polizei berieten zur Lage. „Wir sind zu der Erkenntnis gekommen, dass wir die Sache größer aufziehen müssen“, resümierte der stellvertretende Germeringer Polizeichef Andreas Ruch am Donnerstagabend. Das bedeutete: Für die Entschärfung musste ein Sicherheitsradius von 500 Metern rund um die Bombe sichergestellt werden. Weil das in der Nacht schwierig ist, wurde der Termin der Entschärfung auf Freitag ab 10 Uhr festgelegt. Dann wäre zumindest der Berufsverkehr auf der nahen Lindauer Autobahn A 96 schon vorbei.
Die Evakuierung am Freitag übernahmen die Feuerwehren von Gilching und Geisenbrunn. Etwa 70 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen. „Die Leute sind sehr kooperativ“, hieß es von Seiten der Feuerwehr. Unter denen, die sich in einer nahen Turnhalle sammelten, war auch der 77-jährige Jakob Wild: „Einwandfrei“ sei die Betreuung, lobte er das Evakuierungs-Management. Es gab sogar Kaffee, Tee, Brezn, Spielkarten und Zeitschriften.
Auch die Evakuierung der knapp hundert Firmen mit geschätzt 1000 Mitarbeitern verlief reibungslos. Die DLRG Pöcking-Starnberg überprüfte schließlich noch mit einer Wärmebildkamera, die an einer Drohne montiert war, dass sich wirklich niemand mehr im 500-Meter-Umkreis aufhielt – sicher ist sicher. Schwieriger war die Sperrung der Autobahn: Auf den Umleitungsstrecken gab es erwartungsgemäß kilometerlange Staus in beiden Richtungen.
Dann schlug die Stunde von Sprengmeister Torsten Thienert: Innerhalb von gut 60 Minuten konnte er mit seinen Kollegen die etwa 80 Zentimeter lange Bombe entschärfen, obwohl einer der Zünder stark deformiert war. Es war, wie er sagte, „Millimeterarbeit“. Die Bombe wurde schließlich auseinandergesägt. Der Sprengstoff wird verbrannt, das Metall verschrottet. Ganz schön viel Aufwand für einen Blindgänger, der über 75 Jahre im Untergrund von Oberpfaffenhofen schlummerte.