München – Religiöse Zusammenkünfte mit dem Charakter von Großveranstaltungen sollen vermieden werden – so heißt in einer Beschluss-Vorlage für das morgige Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Länderchefs über die Corona-Maßnahmen. Bayerns Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm indes machte gestern auf der digitalen Landessynode in Bayern klar: Gottesdienste haben „gerade an Weihnachten eine hohe Priorität“.
Die Kirchen hätten „selbst ein großes Interesse daran, dass bei den Gottesdiensten niemand gefährdet wird“, sagte er. „Das ist nichts, was man uns von außen sagen muss.“ Der Schutz des Lebens gehe selbstverständlich vor. Wenn es neue Erkenntnisse gebe, dass bisherige Schutzkonzepte nicht ausreichten, sei man dafür natürlich offen.
Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) ist, machte klar: „Es geht hier nicht um ein Durchsetzen von Organisationsinteressen der Kirche.“ Das Gemeinwesen brauche gerade in diesen Monaten innere Stärkung – Weihnachten sei die größte Kraftquelle, die man sich vorstellen könne. Die Weihnachtsbotschaft werde auf allen digitalen Kanälen geplant, aber es werde auch viele Gottesdienste in Gemeinschaft unter sorgfältiger Wahrung der Schutzmaßnahmen geben. Dazu gehörten auch Gottesdienste im Freien. Bedford-Strohm zählt darauf, dass sich die Menschen draußen bei Gottesdiensten sehr genau an die Regeln halten. Das sei nicht vergleichbar mit manchen Demonstrationen, wo man genau diese Erwartung so nicht haben könne.
Zum geplanten ökumenischen Gottesdienst an Heiligabend in München mit Kardinal Reinhard Marx wollte Bedford-Strohm den vorgesehenen Ort nicht nennen. Nur so viel: Er liege im Stadtzentrum. Wie viele Besucher daran teilnehmen können, werde sich in den Gesprächen mit der Stadt und angesichts der aktuellen Pandemiesituation klären. „Aber es werden mehr als 50 Leute sein.“
egen der Pandemie und sinkender Kirchensteuereinnahmen bleibt die Finanzlage der Landeskirche angespannt. Im Haushalt müssen nach ersten Schätzungen bis zum Jahr 2030 etwa 19 Prozent eingespart werden. cm/epd