Vorgezogene Ferien

Problematische Entscheidung

von Redaktion

DIRK WALTER

Die vorgezogenen Weihnachtsferien sind in zweifacher Hinsicht problematisch, ja möglicherweise riskant. Erstens wurden erst am Montag Daten (nicht zum ersten Mal) veröffentlicht, die das relativ geringe Infektionsrisiko durch Schüler belegen. Auch Kultusminister Michael Piazolo ist dieser Auffassung: Studien legten nahe, so sagte er am Dienstag wörtlich, dass „Schulen keine Infektionsherde“ sind. Warum dann aber die flächendeckende Schulschließung – und nichts anderes ist ja diese Verlängerung der Weihnachtsferien? Das hat der Minister nicht schlüssig begründet. Dabei könnte sich der Schul-Lockdown durchaus als riskante Maßnahme herausstellen, dann nämlich, wenn die Kinder ihre zusätzliche Freizeit zu ausgedehntem Shopping im Weihnachtstrubel nutzen. Die Annahme, dass sie sich in den Tagen vor Weihnachten in freiwillige Selbstisolation begeben, dürfte jedenfalls ein frommer Wunsch sein.

Zweitens stellt sich die Frage, warum Bayerns Staatsregierung die Chance nicht nutzt und flächendeckenden Distanzunterricht in den Schultagen vor Weihnachten anbietet? Das fragen völlig zu Recht die bayerischen Grünen, das fragen sich auch Lehrer, die fürchten, nun wieder als „faule Lehrer“ dazustehen. Es ist ja sowieso schon so viel Unterricht ausgefallen, da könnte man die Tage vor Weihnachten durchaus sinnvoll nutzen. Aber der Kultusminister geht den bequemsten Weg: Er schließt einfach die Schulen und schaltet die Computer aus. Mit Verlaub: Das ist armselig.

Dirk.Walter@ovb.net

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